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Welcome to the Shitshow! Sammlung Falckenberg mit neuer Ausstellung in Harburg

| Niels Kreller | Feuilleton
Welcome to the Shitshow! In der Sammlung Falkenberg läuft die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“. | Foto: Niels Kreller
Welcome to the Shitshow! In der Sammlung Falkenberg läuft die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“. | Foto: Niels Kreller

Harburg. „Welcome to the Shitshow“ – diese Worte auf dem Union Jack, der Nationalflagge des Vereinten Königreichs, empfängt die Besucher, wenn sie die neue Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“ betreten, die ab heute, 13. Mai 2023, in der Sammlung Falckenberg in der alten Phoenix betreten. Und bei dieser Ausstellung gibt es gleich zwei Besonderheiten.

Zum einen möchte die Sammlung Falckenberg mit dieser Ausstellung eine „Harburg-Offensive“ starten und eine Brücke zu den Harburgern schlagen. Sie sind noch einmal besonders dazu eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und es gibt es großes Begleitprogramm zu der Ausstellung. Auch für Klassen gibt es Führungen durch die vier Etagen mit rund 300 Exponaten. Außerdem können die Besucher die Ausstellung an allen Sams- und Sonntagen bei freiem Eintritt zu besuchen.

„Welcome to the Shitshow!“ von Jeremy Deller aus dem Jahr 2019 ist tatsächlich ein guter Auftakt für die Ausstellung. Eine, so kann man es interpretieren, eben alberne Auseinandersetzung des britischen Künstlers mit dem ernsten Thema des Brexit – der Shitshow. Austritt aus der EU – ERNSTHAFT? So steht das Werk durchaus sinnbildlich für das, was die Ausstellung ausmacht: Kein „einfacher Schenkelklopfer-Humor“, wie Jörg Heiser, der die Ausstellung zusammen mit Christina Ricupero konzipiert hat, sondern es geht um Ambivalenz und Spannungsverhältnisse. Es sei kein Humor, der sich zynisch oder sarkastisch zurücklehne, so Heiser. Keiner, mit dem sich die Künstler in eine Distanz zu ihren Werken begeben und sich so quasi selbst zu Betrachtern machen. Sondern als Akteure ihrer Werke auftreten und so sich und ihre Werke der Auseinandersetzung und der Kritik stellen.

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Das spannende an der Ausstellung ist auch, dass sich die Besucher oftmals fragen werden, ob das Kunstwerk jetzt eine Parodie oder eine Hommage an jemanden oder etwas ist – oder vielleicht doch beides? „Einige“, so Heiser, „arbeiten bewusst mit Idiotie. Und bei anderen fragt man sich, ob es so ist.“ Der englische Titel der Ausstellung macht es deutlicher: „Ridiculously Yours!“.

„Der englische Titel der Ausstellung „Ridiculously Yours!“ als Variation einer gängigen formellen Verabschiedungsfloskel ist ein Wortspiel der Kurator*innen, das im Deutschen kaum wiedergegeben werden kann“, schreibt Eva Kraus im Vorwort des Ausstellungskatalogs. „Im angelsächsischen Raum war und ist der Abschiedsgruß „Sincerely Yours“ purer Höflichkeit oder Förmlichkeit geschuldet, sich in einem analogen Briefwechsel tatsächlich „ernsthaft“ zu verabschieden.“ Dies geschehe aus traditionellen Gründen als Zeugnis ehrlicher, tugendhafter Absichten. „Doch erscheint diese Grußbotschaft heute in ihrer direkten Übersetzung allzu zwanghaft. Könnte eine Verabschiedung nicht genauso gut ermunternd oder gar albern sein?“

Liebgewonnene Traditionen werden in ihrer Albernheit offengelegt

Wer durch die Ausstellung streift, der erkennt diese Gedanken vielfach wieder. Etwas Ernstes, etwas aus dem Alltag, etwas, das heute fast nur noch Symbol, leere Hülle, Ritual ist – ins alberne, lächerliche, überspitzte gezogen. Und damit oftmals das anachronistische seines Daseins gnadenlos albern enthüllt und der Schleier der Ernsthaftigkeit heruntergerissen. Da steht dann oftmals eine liebgewonnene Tradition, manchmal gar eine Feste in unserem alltäglichen Leben, in ihrer ganzen lächerlichen Einfältigkeit da. Ja: Die Ausstellung regt auch dazu an, unsere Gesellschaft und ihren eingespielten Rhythmus gründlich zu überdenken.

Das Schöne dabei: Guter Humor, durchdachte Albernheit und Idiotie, ist, wie hier gezeigt, in jedem Alter witzig. Und so können nicht nur Erwachsene über die gezeigten Grotesken lachen, sondern auch das jüngere Publikum kommt auf seine Kosten.

Stand die Sammlung Falckenberg bisher noch nicht so richtig auf dem Zettel der Menschen in Harburg Stadt und Land als ein Ort, an dem es sich vortrefflich den ein oder anderen Vor-, Mittag- oder Nachmittag verbringen lässt: Diese Ausstellung sollte das ändern und die Sammlung Falckenberg endlich auch im Hamburger Süden und Umland in den Focus rücken.

Mehr Informationen gibt es auf der Website der Deichtorhallen, deren Bestandteil die Sammlung Falckenberg ist.

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