Kunst statt Kippen: Harburg hat jetzt einen Kunstautomaten
Harburg. Im Harburger Binnenhafen, genauer gesagt beim Kulturkiosk in der Blohmstraße (älteste Trinkhalle Hamburgs), können die Harburger jetzt 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche Kunst „ziehen“. Und zwar aus einem alten Zigarettenautomaten.
Das Konzept ist einfach: Für vier Euro bekommen Kunstliebhaber ein kleines Werk in Zigarettenschachtelgröße aus dem Automaten. Von wem oder was - das ist Zufall. Einzige Entscheidungshilfe: Es gibt Schächte mit regionaler Kunst, mit überregionaler und Themenschächte. In jeder Schachtel liegt nicht nur das Kunstwerk, sondern auch Informationen und Kontakdaten der Künstler für die Kontaktaufnahme.
Und die ist auch gewünscht und Teil des Ganzen, wie Initiator Lars Kaiser aus Potsdam erklärt. Er hatte 2001 die Idee zu den Kunstautomaten. Mittlerweile hängen über 200 - nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Die Kunstwerke kommen von bekannten und unbekanten Künstlern. „Das Ganze ist eben nicht elitär“, so Kaiser. „Man weiß nicht, von wem man etwas bekommt und die Kontaktaufnahme geschieht auf Augehöhe.“
Und die Künstler selbst nehmen ihre Arbeit für die Kunstautomaten sehr ernst. Denn oftmals sind die kleinen Kunstwerke die Vorlage für die großen Werke oder die Künstler probieren neue Techniken aus. Es kann also sein, dass man sein Automatenbild irgendwo in einer Galerie in groß wiedertrifft. „Man hat immer ein kleines Kunstwerk des Künstlers“, erzählt Kaiser.
Harburger Künstler holte den Automaten nach Harburg
Den Automaten in Harburg hat der lokale Künstler Ralf Schwinge hier her geholt. Schwinge ist nicht nur seit rund fünf Jahren für die Titelbilder des Harburger Blattes mitverantwortlich, sondern hat beispielsweise auch den Tunnel von der Neuen Straße zur Schlossstraße gestaltet oder die Bilder an der Fischhalle im Binnenhafen und der Inselklause. Darüber hinaus ist er auch seit drei Jahren als Künstler bei den Kunstautomaten mit dabei. Schwinge hat dann auch die Gestaltung des Automaten vorgenommen. „Der Automat ist eine Bereicherung für den Kiosk“, findet Gorch von Blohmberg vom Kulturkiosk.
Künstler und Automaten gesucht
Von den vier Euro eines jedes Kunstwerkes bekommen die Künstler je einen Euro. Ein weiterer geht an den Staat, noch einer an den Automatenaufsteller und einer ist für die Verpackung. „Wir bekommen keine Förderung vom Staat“, berichtet Lars Kaiser. Seit einiger Zeit können durch die Einnahmen die Kosten gedeckt werden. Ohne Förderung zu agieren hat auch einen Hintergedanken: „Deshalb können wir auch mal frech sein und etwas künstlerisch radikales mit aufnehmen“, so Kaiser.
Künstler, die ihre Werke über die Automaten bekannt machen wollen, müssen entweder Kunst studiert haben oder aktive Künstler mit Kontaktmöglichkeit sein. Die Automaten sind alte Zigarettenautomaten aus den 1960er-80er Jahren. „Teilweise steht noch ein Preis von einer Mark drauf“, so Kaiser. Solche Automaten werden auchnoch gesucht. „Wer einen solchen Automaten hat und möchte, dass er ‚lebt‘, der kann sich gerne bei uns melden.“ Auf der Website www.kunstautomaten.com gibt es auch einen Überblick über alle aufgestellten Kunstautomaten.