Bezirksamtsleitung: Fraktionslose wollen Christian Carstensen

Harburg. Noch vor der letzten offiziellen Vorstellungsrunde der beiden Kandidaten für das Amt des Harburger Bezirksamtsleiters haben sich sieben fraktionslose Bezirksabgeordnete von SPD und FDP für den Diplom-Volkswirt Christian Carstensen entschieden. In einer Pressemitteilung beteuern sie, damit „Verantwortung in einer Situation zu übernehmen, in der politische Blockaden, parteiinterne Machtkämpfe und Takiererei über Monate hinweg zu einem Stillstand geführt haben“.
Zuvor hatten sich Benizar Gündogdu, Mehmet Kizil, Dennis Wacker, Markus Sass und Arne Thomsen (alle SPD) sowie Dirk Kannengießer und Annett Musa (beide FDP) mit Carstensen zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Ob sie sich auch mit Julian Georg, dem zweiten Kandidaten getroffen haben, blieb offen. Carstensen habe den positiven Eindruck bestätigt, er bringe Fachkompetenz, Erfahrung und den Willen zur Zusammenarbeit mit. „genau das, was Harburg jetzt braucht“.

Rainer Bliefernicht, CDU-Fraktionsvorsitzender und damit Chef der zurzeit stärksten Fraktion in der Bezirksversammlung, wusste von dem Vorstoß der sieben Fraktionslosen offenbar schon vorher: „Ich bin eben gut in Harburg vernetzt.“ Ob er den Vorstoß der Fraktionslosen unterstützen, wollte Bliefernicht nicht verraten: „Wir reden heute Abend mit Herrn Carstensen, ich will meinen Fraktionskollegen nicht vorgreifen.“ Von den anderen Fraktionen war nur Jörn Lohmann von der Linken zu sprechen. Er wunderte sich über den Vorstoß der sieben Abgeordneten: „Es entspricht guten demokratischen Spielregeln, dass man mit dem Kandidaten spricht und auch die vereinbarten Zeitpläne einhält.“ Ihn irritiere es, dass Christian Carstensen da mitgespielt habe. „Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt darüber informiert war, dass es danach gleich eine Pressemitteilung gibt.“
Aus der SPD gab es noch keine offizielle Stellungnahme, ein Abgeordneter sagt aber: „Das Verhalten der fünf fraktionslosen SPD-Mitglieder hat doch genau zu der aktuellen Situation geführt. Es ist geradezu absurd, dass sie sich jetzt als Problemlöser darstellen.“
Dirk Kannengießer von der FDP gib sich unschuldig: „Dieser Vorstoß ist keine taktische Aktion, sondern ein Beitrag zur politischen Stabilisierung.“
Ob die sieben fraktionslosen Abgeordneten aus SPD und FDP auch künftig gemeinsam auftreten wollen und vielleicht sogar eine neue Fraktion gründen wollen, lassen sie offen. Zumindest für die SPD’ler wäre dies laut Parteisatzung ein Grund, sie aus der Partei rauszuwerfen.