Harburg. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Artikel 1. Menschenwürde, das ist ein Menschenrecht – und doch: Oft wird sie verletzt. Bei Obdachlosen ist dies fast schon an der Tagesordnung: Die scheelen Blicke der „normalen“ Bürger, das Naserümpfen oder auch das überhebliche Wohltätergehabe, wenn man mal ein paar Cent in die Schale wirft.
Natürlich: In der Obdachlosenunterkunft Harburg Huus des DRK Harburg im Außenmühlenweg, die am Montag eröffnet wurde, geht es auch ganz schlicht darum, dass Obdachlose im Winter nicht erfrieren. Aber hier geht es auch um mehr. Um jene Menschenwürde, an der es so oft mangelt. Das wurde deutlich, als Dominik Bloh, Buchautor und selber obdachlos, ans Mikro trat. „Es ist schön, dass es solche Orte gibt, wo wir hinkommen können und das Gefühl haben, dass wir etwas wert sind. Wir sind alle Menschen“, sagte er mit Blick in die Runde. Vielen Obdachlosen gehe es schlecht, weil sie niemanden zum Reden hätten. „Und jeder will doch Teil von etwas sein.“ Allein die Möglichkeit, sich hier zu waschen sei nicht zu unterschätzen. „Waschen, das ist Würde“, so Bloh.
In der Tat ist das Harburg Huus mehr als nur eine Unterkunft für Obdachlose für die Nacht. „Wir verwahren hier keine Menschen, sondern sind auch am Tag mit Beratung für sie da“, so Thorben Goebel-Hansen, Leiter des Harburg Huus. So wird in der Unterkunft beispielsweise auch zusammen die Weltmeisterschaft geschaut. Auch die Möglichkeit, dass die Gäste ihre Hunde mitbringen, ist für das DRK Harburg selbstverständlich. „Der Hund ist oft der treuste Begleiter“, weiß Goebel-Hansen.
Die Idee zu der Unterkunft kam dem DRK Harburg, nachdem ein Obdachloser in Neugraben erfroren war, erzählt Lothar Bergmann, Präsident des DRK Harburg. Was ihn besonders traf, war, dass von einigen gesagt wurde, dass der Obdachlose doch eh nur ein ‚Illegaler‘ gewesen sei. „Es ist ein Mensch“, stellte Bergmann unmissverständlich klar, dass das DRK nicht zwischen Nationalität, Hautfarbe, Religion oder anderem unterscheide. Dieses Haus werde Leben retten, so Bergmann.
Dass ein Haus wie das Harburg Huus im Hamburger Süden dringend nötig ist, machte DRK-Vorstand Harald Krüger deutlich. Von erstem Tag an habe man hier ab Gäste gehabt. „Schon mal 16 an der Zahl, obwohl es warmes Wetter gibt.“ Da habe man schon ein Feldbett zusätzlich zu den 15 festen Schlafplätzen aufgestellt.
Schirmherr Rüdiger Grube zeigte sich vom Harburg Huus begeistert. „Ich habe nicht eine Sekunde gezögert, als ich gefragt wurde“, so Grube. „Man gibt seinem Dasein doch erst dann einen Sinn, wenn man anderen hilft.“ Er versprach, sich für Spenden zum Unterhalt des Harburg Huus einzusetzen. Denn die Einrichtung wird allein darüber finanziert. So haben das Hamburger Spendenparlament und die Deutsche Fernsehlotterie mit großen Spenden und das Harburger Citymanagement mit vielen Aktionen bei der Anschubfinanzierung geholfen. Aber auch viele Harburger, wie Harald Krüger betonte.