Winsen/Hittfeld. Ein Leben ohne Handy, Internet und soziale Netzwerke können sich Kinder und Jugendliche nicht mehr vorstellen. Das merken auch die Schulen. Dabei machen aber auch Probleme mit Mobbing im digitalen Raum und Datenschutz nicht an der Schultür Halt. Praktiker aus Schule und Jugendhilfe haben sich jetzt gemeinsam mit der Kreisverwaltung Gedanken um eine digitale Schulkultur gemacht. Aufhänger waren die positiven Erfahrungen des Gymnasiums Hittfeld mit ihrem Projekt #Webcoaches, das dort seit fünf Jahren stattfindet.
Die #Webcoaches sind Schülerinnen und Schüler, die jüngere Mitschüler bei Fragen und Sorgen im Umgang mit digitalen Medien beraten. Die Jugendlichen werden von Fachkräften aus der Jugendhilfe und von der Polizei geschult. Anschließend bieten die #Webcoaches in den jüngeren Jahrgängen Workshops zu bestimmten Themen an, haben in den Pausen Sprechstunden und sind auf Einladung auch gern bei Elternabenden zu Gast. Sie beraten ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auf Augenhöhe und vertraulich zu Themen wie Cybermobbing, Privatsphäre im Netz, soziale Netzwerke und Kriminalität im Netz. Dabei orientieren sie sich auch an den Anliegen der Lehrkräfte.
Am Gymnasium Hittfeld haben inzwischen viele Schüler das Projekt aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlebt: zuerst als Fünftklässler, als die #Webcoaches zu ihnen in die Klasse kamen, später haben einige selbst die #Webcoaches-Ausbildung durchlaufen. Es hat sich gezeigt, dass sich dadurch eine Schulkultur verändert: Alltagsprobleme aus der digitalen Lebenswelt haben in der Schule mit den #Webcoaches ihren Raum und ziehen im sonstigen Schulalltag nicht mehr so viel Energie ab. Dieser Kulturwandel macht sich in einem Schülerzitat deutlich: „#Webcoaches ist keine Aufgabe, es ist eine Lebenseinstellung.“
Das Erfolgsmodell soll Schule machen. Bei dem Treffen haben weitere Schulen Interesse an dem Projekt bekundet, das der Jugendhilfeträger Reso-Fabrik e.V. durch die Sozialpädagogin Silke Scheiderer mit einer Finanzierung des Landkreises Harburg in Kooperation mit Carsten Bünger von der Polizeiinspektion Harburg anbietet. Notwendig sind dazu nicht unerhebliche Ressourcen durch schulische Akteure für die Begleitung der #Webcoaches im Alltag. Doch auch hier zeichnen sich nach Gesprächen mit der Landesschulbehörde Lösungen ab. „Besonders freut mich die Bereitschaft der sozialpädagogischen Fachkräfte aus den Jugendzentren, sich im Bereich der Prävention vor Ort einzubringen“, sagt Kreisjugendpfleger Kai Schepers, der das Projekt auf Seiten der Kreisverwaltung koordiniert.