Harburg. Morgen, am 25. November, ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. 1999 wurde dieser Tag von der UN-Generalvollversammlung ins Leben gerufen. Die Versammlung zeigte sich „beunruhigt darüber, dass Frauen nicht in den vollen Genuss ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten kommen, und besorgt darüber, dass es nach wie vor nicht gelungen ist, diese Rechte und Freiheiten im Falle von Gewalt gegen Frauen zu schützen und zu fördern“.
Aktueller Anlass war damals die Entführung, Vergewaltigung und Folterung dreier Schwestern in der Dominikanischen Republik. Sie wurden durch Militärs des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt und dann auch ermordet.
Seit 2001 gibt es an diesem Tag eine Fahnenaktion, die von Terres des Femmes ins Leben gerufen wurde. Seitdem hissen an diesem Tag viele Vereine, Behörden und Ministerien die Fahne mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt an Frauen – Frei Leben ohne Gewalt“.
Vor dem Harburger Rathaus weht die Fahne schon seit ein paar Tagen. Und auch im Landkreis wehen sie vor den Rathäusern und dem Landkreisgebäude als Zeichen der Solidarität bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. „Wir setzen damit ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und zeigen, dass wir die betroffenen Frauen nicht allein lassen, sondern ihnen immer und überall den Rücken stärken “, sagt Landrat Rainer Rempe. „Wir alle sind aufgerufen, nicht wegzusehen, sondern deutlich zu machen, dass Gewalt gegen Frauen in jeder Form inakzeptabel ist“, betont der Landrat und erinnert daran, dass Gewalt gegen Frauen viele Erscheinungsformen von häuslicher Gewalt über die sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz bis hin zu Stalking hat.
„Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal im Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Das zeigt, wie wichtig dieser Tag ist“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag. Doch zum Kampf gegen Gewalt an Frauen gehöre nicht nur der Schutz der Opfer, sondern auch Maßnahmen für Täter. „Die Täter müssen Verantwortung übernehmen und lernen, andere Handlungsmuster als die der Gewalt anzuwenden. Um Gewalt gegen Frauen wirksam zu bekämpfen, sind flächendeckend Täterberatungsstellen notwendig, auch im Landkreis Harburg. Denn die Arbeit mit Tätern ist der beste Opferschutz.“
Der Gedenktag ist Auftakt der 16-Tage-Kampagne unter dem Motto „Frauenrechte sind Menschenrechte“. Bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember finden verschiedene Veranstaltungen statt, im Landkreis Harburg steht unter anderem der Kampagnen-Bus auf Wochenmärkten und informiert rund um das Thema „Hilfe bei häuslicher Gewalt“. Das Jobcenter im Landkreis beteiligt sich zudem an der Aktion „Orange the world“, einer Initiative gegen Gewalt an Frauen, und taucht die Hauptgebäude in Winsen und Buchholz im Kampagnenzeitraum in orangenes Licht.
Auch Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen betont die Wichtigkeit des Tages: „Durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen ist das zwischenmenschliche Konfliktpotenzial gewachsen und die Fälle von häuslicher Gewalt sind gestiegen. Dabei geht es nicht nur um körperliche Gewalt, sondern auch um psychische Gewalt. In den meisten Fällen sind Frauen die Opfer. Gewalt ist aber in keinem Fall tolerierbar! Nicht nur an diesem besonderen Tag müssen wir auf dieses Thema aufmerksam machen. An jedem Tag benötigt es die Aufmerksamkeit und Sensibilität der Mitmenschen.“