Berlin/Hamburg/Harburg. Paukenschlag in Berlin: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (56), für den Wahlkreis Hamburg-Mitte seit 21 Jahren im Bundestag, wirft hin. Gerne wäre der Sprecher des einflussreichen Seeheimer Kreises, eines Zusammenschlusses von Genossen des konservativen Parteiflügels, neuer Wehrbeauftragter des Bundestages geworden.
Auch wenn Kahrs dem oftmals parteiintern eine zu große Nähe zur Rüstungsindustrie vorgeworfen wurde, als ehemaliges Mitglied im Verteidigungsausschuss oder als Berichterstatter für das Verteidigungsministerium im Haushaltsausschuss mit viel Erfahrung darin, ein nicht gerade abwegiger Kandidat wäre, entschied sich die SPD-Fraktionsspitze dazu, die Berliner Abgeordnete Eva Högel vorzuschlagen. Kahrs erklärte daraufhin, er werde noch am Dienstag alle Ämter und Mandate niederlegen.
Das könnte die Chance für Ronja Schmager aus Harburg sein. Die 31-jährige gilt schon länger in der Hamburger SPD als Talent. Sie war bis zur vergangenen Wahl Mitglied er Bezirksversammlung, ist im Landesvorstand der SPD und kandidierte auf der Landesliste für den Bundestag. Da bisher alle Hamburger Mandate der SPD für den Bundestag von Wahlkreiskandidaten wahrgenommen wurden, kommt jetzt erst die Landesliste zum Zuge. Da liegt zwar noch Dorothee Martin aus Nord vor ihr. Ob die aber ihr gerade für fünf Jahre errungenes Bürgerschaftsmandat gegen ein Jahr Bundestag eintauschen würde ist fraglich. Und im Falle einer Ablehnung des Bundestagsmandats durch Martin rückt die Harburgerin nach.
„Dorothee muss jetzt entscheiden“, so Ronja Schmager gegenüber besser-im-blick. „Es ist auch bestimmt keine leichte Entscheidung für sie.“ Politisch hat sich die Harburger Sozialdemokratin als Gesundheitswissenschaftlerin eben diesem Bereich verschrieben. Da brenne ihr gerade ganz viel unter den Nägeln, so Schmager. Beispielsweise wie man die Gesundheitsversorgung neu aufstellen könne und wie man den Senioren ein würdiges Leben ermöglichen könne. „Das ist auch Teil meiner Forschungsarbeit“, berichtet Schmager.
Dorothee Martin war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen.
Update 6. Mai 2020: Inzwischen hat Dorothee Martin erklärt, dass sie das Bundestagsmandat annimmt.