Frische Bratwurst vom Bunten Bentheimer am Kiekeberg

Ehestorf. Grützwurst, Wellfleisch und Grillwurst vom Bunten Bentheimer Schwein haben am vergangenen Sonntag wieder mehrere tausend Besucher zum Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf gelockt - zum traditionellen Schlachtfest. Besucher aller Altersgruppen von Kita-Besuchern über Schüler, Berufstätige, Hausfrauen und Senioren haben dabei dem inzwischen 80-jährigen Harburger Schlachter Fritz Kreft und seinem Gehilfen, dem 19-jährigen Schlachter-Auszubildenden im dritten Lehrjahr Till Harms aus Neuwiedenthal über die Schultern geschaut.

Gewissermaßen hautnah erlebten die interessierten Zuschauer die fachgerechte Verarbeitung des Fleisches und durften dabei auch mal probeweise aus der Hand von Schlachter-Senior Kreft testen, wie gut eine erstklassige Bratwurst mit nur besten Zutaten schmeckt, bevor sie in den Darm kommt und danach gebrüht wird. Er verwendete für die Fleischmasse nur Salz und eine Gewürzmischung aus Thüringen und verzichtete ausdrücklich auf Geschmacksverstärker, Stabilisatoren und Emulgatoren.
Beim Schlachtfest am Kiekeberg stand einmal mehr die traditionelle Zubereitung von Fleischspezialitäten im Mittelpunkt. Dabei verriet der bei den Besuchern außerordentliche beliebte Fritz Kreft seinen Zuschauern auch so manchen Trick wie das Fleischklopfen mit dem Handrücken. Im Meynschen Hof zerlegte der erfahrene Hausschlachter mit Till Harms als Assistenten fachgerecht ein Buntes Bentheimer Schwein und verarbeitete es zu leckerer Bratwurst.
Der Andrang war wie erwartet riesig: Die interessierten Besucher aus Harburg Stadt und Land, aber auch von weither verfolgten die verschiedenen Arbeitsschritte und erfuhren alles rund um die Qualität und Verwendungsmöglichkeiten der einzelnen Fleischteile. Die Besucher machten auch reichlich davon Gebrauch, rote und weiße Grützwurst, Wellfleisch und Grillwurst mit und ohne Sauerkraut oder Wennerstorfer Grünkohl frisch vor Ort zu verkosten. Auf dem Vorplatz haben viele Museumsbesucher auch Schlachtbrühe genossen. Kenner nahmen auch Dosen- oder Mettwurst mit nach Haus. Als fleischlose Alternative oder Ergänzung standen gedämpfte Kartoffeln mit Kräuterquark bereit. Für den kleinen Hunger gab es Schmalzbrote, Kaffee und Kuchen.
Bei einem Rundgang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und später bei leichtem Nieselregen machten zahlreiche große und kleine Besucher Spaziergänge über das Museumsgelände und besuchten auch die Darsteller der Gelebten Geschichte. Diese zeigten die typischen Arbeiten, die im Winter vor rund zwei Jahrhunderten auf den Höfen so anfielen: Bei den Frauen waren das meist Spinnen oder das Weben von Flachs und Wolle, Männer versorgten zumeist das Vieh oder reparierten verschiedene Gerätschaften.
Durch die hohe Schlachtausbeute hielt die Landbevölkerung Schweine bis in das 20. Jahrhundert hinein als die wichtigsten Schlachttiere. Das Fleisch wurde gepökelt, geräuchert oder in Sauer eingelegt. Nur an wenigen Tagen im Jahr wurde es frisch genossen wie bei den Hausschlachtungen im Winter. Waren die anstrengenden Arbeiten beendet, fand oft ein Schlachtfest, plattdeutsch "de Slachtköst", statt.
Im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf werden bereits seit Jahrzehnten Bunte Bentheimer Schweine gehalten. Die robuste Rasse ist jedoch vom Aussterben bedroht. Vereine und private Züchter engagieren sich deshalb für den Erhalt der schwarz-weißen Tiere. Am Kiekeberg leben die Schweine artgerecht in dem rund 300 Jahre alten Schweinestall eines Heidebauernhofs.