Harburg. Es ist unfassbar: Da wird eine junge Frau vor ihrer Haustür fast vergewaltigt und was tut die Polizei? Die lässt die junge Frau allein.
Was war passiert: Am Mittwochmorgen um kurz vor 5 Uhr kommt die 23-jährige von einer Halloweenfeier nach Hause in den Kroosweg. Sie trug ein auffälliges Halloweenkostüm. Auf dem Heimweg hatte sie fast die ganze Zeit über telefoniert. Als sie vor ihrer Haustür auflegte wurde sie von hinten attackiert und zu Boden gerissen. Dann versuchte der unbekannte Täter sich an ihr zu vergehen. Die junge Frau wehrte sich, traf den Täter mit ihrer Tasche im Gesicht und schrie laut um Hilfe. Zum Glück kam ihr ein frühmorgendlicher Jogger zu Hilfe und aus den umliegenden Wohnungen eilten ebenfalls Menschen herbei. Der Täter floh. Ein Anwohner rief die Polizei, mit der die junge Frau in Begleitung ihrer herbeigekommenen Mutter zur Polizeiwache fuhr. Dort machte sie ihre Aussage.
Dann aber das unfassbare: Die junge Frau wird alleine gelassen. Zwar schickt die Wache noch einmal eine halbe Stunde später einen Streifenwagen den Weg der jungen Frau entlang, mehr geschieht aber nicht. Mehr könne sie nicht tun, das müsse die Kripo übernehmen. Am Mittwoch rief die 23-jährige noch einmal auf der Wache an, um die Namen ihrer Helfer in der Not zu bekommen um sich zu bedanken. „Es ist heutzutage nicht selbstverständlich, dass einem so schnell geholfen wird“, so die junge Frau gegenüber besser-im-blick. Die Namen erfährt sie nicht – aus Datenschutzgründen. Sie solle sich am nächsten Tag mal bei der Kripo melden – auf einen Tag käme es ja nicht an, berichtet sie.
Am Donnerstagmorgen gegen 9:30 Uhr meldete sich dann die Kripo von sich aus bei ihr. Aber nur, um sich noch einmal den Tathergang erzählen zu lassen und ihr dann zu sagen, dass das Ermittlungsverfahren schon eingestellt sei. Da der Täter laut Aussage der jungen Frau eine Sturmmaske, Lederjacke und Handschuhe getragen habe, gäbe es da keine verwertbaren Spuren. Dabei kann die junge Frau eine detailreiche Beschreibung des Täters geben (siehe unten)– da findet man in mancher Täterbeschreibung in Pressemitteilungen der Polizei weniger. Aber Harburg sei zu groß um aufgrund dieser Beschreibung zu ermitteln, so der Beamte laut Bericht der jungen Frau. Als die 23-jährige daraufhin wissen wollte, was sie denn nun tun könne, da sie Angst habe, dass sich die Tat wiederhole, hieß es: In der Regel seien es Zufallsopfer.
Selbst auf den Hinweis, dass sie Angst habe, wird nicht reagiert: Obwohl es das in Harburg ansässige Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes (KIT) gibt, tut die Polizei nichts. Dabei ist das das KIT dafür da, Opfern von Gewalttaten zu helfen. Und: Es wird (so soll es zumindest sein) von der Polizei alarmiert.
Auf Anfrage von besser-im-blick am Donnerstagmittag teilte die Pressestelle der Hamburger Polizei mit, Ermittler der Fachdienststelle für Sexualdelikte (LKA 42) hätten die weitere Sachbearbeitung übernommen. Es bestünde der Verdacht der sexuellen Belästigung gemäß § 184i StGB. Zur Frage, ob bzw. warum es erst geheißen habe, dass es keine Ermittlungen gebe und ob dies üblich sei, äußerte sich die Pressestelle nicht: „Hinsichtlich der (kriminal-)polizeilichen Maßnahmen wird jeweils im konkreten Einzelfall entschieden, von daher kann ich Ihnen hierzu keine pauschale Antwort geben.“ Ein Dementi sieht anders aus.
Immerhin: Eine halbe Stunde nach dem Eingang der Antwortmail an besser-im-blick rief das LKA bei der jungen Frau an. Man teilte ihr mit, dass man ihr einen Strafantrag zuschicken wolle. Wenn sie diesen ausfülle, könne man Ermittlungen aufnehmen.
Diese Annahme ist zumindest nicht unbegründet. Nachdem der Bruder der jungen Frau auf facebook selbst einen Aufruf startete um Zeugen zu suchen, meldete sich eine Frau bei ihm. Sie berichtete auch besser-im-blick, dass sie und ihre Freundin am Freitag, 12. Oktober 2018, von einem Mann, schwarz gekleidet mit Tuch vor dem Gesicht und Kapuze, belästigt worden seien. Der Mann sei, als sie gegen Mitternacht mit ihrer Freundin zu deren Wohnung in Heimfeld gekommen sei, plötzlich hinter ihnen gestanden und masturbiert habe. Der Mann wird als 1.60-1,75 m groß und stabil gebaut beschrieben.
Der Täter trug eine Sturmmaske. Er war klein (ca. 1,65m) und hatte einen relativ dicken Bauch.
Alter vermutlich so um die 30. Er trug dunkle Turnschuhe, eine blaue Jeans, eine schwarze Lederjacke, schwarze Lederhandschuhe und eine schwarze Sturmmaske. Diese Sturmmaske ist bei der Gegenwehr verrutscht. Zu sehen waren kurze, schwarze Haare, braune Augen, vermutlich südländischer Typ. Er trug unter der Jacke ein dunkelblaues T-Shirt mit großem Aufdruck, vermutlich Jack&Jones.
Es ist nicht bekannt, ob der Täter seit der Lämmertwiete oder erst später die junge Frau verfolgte. Der Weg verläuft von der Lämmertwiete-> Neue Straße ->Eißendorfer Straße (große Kreuzung) am Finanzamt vorbei-> links in den Kroosweg und dann bis fast zum Ende in Höhe Nr. 21.
Durch den Schlag ins Gesicht mit der Tasche kann es durchaus sein, dass Spuren wie ein blaues Auge oder ein blauer Fleck zu sehen sind.
Wer zur Aufklärung beitragen kann, so bitte ihr Bruder auf facebook, der möge sich an die örtliche Polizei wenden. Das polizeiliche Aktenzeichen ist 046/1K/711928/2018.