"Regulierungsflut, Niedrigzins, Digitalisierung – wo bleibt der Kunde?“ - Uwe Fröhlich beim 37. Wirtschaftstag

Winsen. Welche Folgen Niedrigzinspolitik, Bankenregulierung und Digitalisierung für Banken und ihre Kunden haben, hat der
Generalbevollmächtigte der DZ-Bank und bis Ende Oktober Präsident des Bundesverbands der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe
Fröhlich, in Winsen dargelegt. Zum 37. Wirtschafts- tag der Volksbank Lüneburger Heide eG waren rund 650 Gäste gekommen. „Ungefähr so viele, wie wir Mitarbeiter haben“, sagte Volksbank-Vorstand Cord Hasselmann zur Begrüßung.
Als Folge der globalen Finanzkrise, die 2007 ihren Anfang in den USA genommen hatte, hätten die Banken einen Regulierungsschub erfahren, den
Fröhlich teils gerechtfertigt, teils problematisch sah. Zwar seien europaweit einheitliche Richtlinien für Eigenkapital und Liquidität von Banken zu
begrüßen, doch viele Regulierungen berührten den Verbraucherschutz und erschwerten zum Beispiel für Privatpersonen die Aufnahme von
Wohnungsbaukrediten.
Die Regulatorien würden zudem kleine und mittelständische Banken überproportional belasten. Unter dem Begriff „Small Banking Box“ streben
deutsche Banken und der Bundesfinanzminister an, für kleinere Banken die Anforderungen zu erleichtern.
Auch eine europäisch einheitliche Einlagensicherung sah Fröhlich kritisch. „Für Italien zum Beispiel wären 12,5 Milliarden Euro durch die
europäische Solidargemeinschaft aufzubringen gewesen. Das finden wir – Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken in
Deutschland – nicht wirklich attraktiv.“ Die Bundesregierung habe sich gegen eine gemeinschaftliche Einlagensicherung positioniert,
schließe sie aber für die Zukunft nicht aus. Die niedrigen Zinsen in der Eurozone belasteten weiterhin die Anleger, doch es gebe auch Profiteure
– Schuldner, Anleger von Risikokapital und vor allem den Staat.
Weil aber in den USA bereits eine Zinswende eingeleitet sei, geht Fröhlich davon aus, dass diese Entwicklung auch den europäischen Wirtschaftsraum erreichen werde. Dennoch müssten die Banken über ihre bisherigen Geschäftsmodelle nachdenken, um profitabel zu
bleiben. Künftig könne es nicht mehr alle Dienstleistungen gratis geben.
Im Sinne der Volksbanken sagte Fröhlich, dass trotz der Digitalisierung der Mensch weiter im Mittelpunkt stehe. „Der Kunde soll entscheiden, wann und wie er auf seine Bank zugeht. Die Beratung vor Ort wird dabei weiter im Mittelpunkt unserer Aktivitäten stehen."