Vom Menschenretter zum Tierretter – Was macht eigentlich Harald Krüger?
Harburg Stadt&Land.Lange war Harald Krüger (65) Vorstand des DRK Hamburg-Harburg. In seine Zeit fallen beispielsweise der Aufbau der DRK-Rettungsstation, des Neubaus in der Rote-Kreuz-Straße und der Aufbau des KIT, des Kriseninterventionsteams. Auch 2015 und in den folgenden Jahren bei der Flüchtlingsbetreuung in den Aufnahmestationen und der Pandemie organisierte Krüger vieles. Nach einer schweren Fuß-OP im vergangenen Jahr und Differenzen mit dem Kreisverband schied Krüger als Vorstand aus.
Nun hat er eine neue Aufgabe gefunden: Aus dem Menschenretter ist jetzt der Tierretter geworden: Seit einigen Monaten fährt Harald Krüger für den Tier-Notruf, einem gemeinnützigen Verein, der sich auf die Rettung verletzter Tiere spezialisiert hat und in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen unterwegs ist.
„Ich bin per Zufall darauf gestoßen“, berichtet Krüger, der selbst einen Hund hat. Dafür hat er in Rekordzeit die Ausbildung zum Tierretter gemacht – nur fünf Wochen dauerte es, bis er die Prüfung bestanden hatte. Und seit Sommer 2021 fährt er nun Einsätze.
„Einer von uns hat immer den RTW zu Hause“, erzählt Krüger. „Bei Alarm fährt der, der am dichtesten dran ist, zum Einsatz.“ Dann kommt noch einer im Privat-PKW dazu.
Hunde und Katzen werden am häufigsten gerettet
Einmal seien alle vier RTW aus Hamburg für 16 Hunde aus Ukraine gleichzeitig im Einsatz gewesen. „In dem Bereich haben wir aktuell viel zu tun durch den Krieg in der Ukraine.“ Die Hunde hätten unter Quarantäne transportiert werden müssen, da die Ukraine Tollwut-Gebiet und viele Hunde von dort nicht geimpft seien. „Das kann so keiner außer uns“, sagt Krüger. Ein Problem: Alle Tierheime sind voll, da die Tiere dort abgegeben würden, die sich die Leute während Corona und Home-Office angeschafft hätten und nun nicht mehr wollen.
Die häufigsten Fälle, so Krüger, seien Haustiere wie Hunde und Katzen. „Wir kommen, wenn die Tiere beispielsweise angefahren wurden.“ Und auch, wenn sie, wie oftmals Hunde, durch vergiftete Köder in Lebensgefahr sind. Zunächst wird immer versucht, dass der Haustierarzt die Tiere versorgt. „Sonst fahren wir in die Tierklinik nach Norderstedt oder Lüneburg“, sagt Krüger. Teilweise drei Einsätze fährt jeder der vier RTW am Tag.
Tierretter wollen Teil des Katastrophenschutz werden
Bei den Tierrettern hat Krüger eine neue Aufgabe gefunden. „Die Stimmung hier erinnert mich an meine Anfänge beim Roten Kreuz“, erzählt er begeistert. „Und es macht mir richtig Spaß, etwas mit Tieren zu machen.“ Und eine spezielle Aufgabe hat er schon gefunden: „Ich bin dabei, einen Katastrophenschutzplan für uns zu erarbeiten.“ Tierrettung im Katastrophenfall – da ist doch anderes wichtiger, mag man meinen.
Aus der Erfahrung wissen Krüger und seine Kollegen aber, dass auch dieser Bereich wichtig ist. „Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal waren auch viele Tiere betroffen – und da muss jemand tätig werden. Denn verletzte Hunde sind zum Beispiel eine Gefahr für die Retter. Und verendete Tiere bedeuten Seuchengefahr.“
Auch hier in Hamburg können die Tierretter viel beitragen. Beispielsweise bei den vielen Bombenfunden bei Bauarbeiten. „Viele Menschen wollen ihre Tiere bei einer Evakuierung nicht in der Wohnung zurücklassen und weigern sich, ohne sie die Wohnung zu verlassen“, berichtet Krüger. „Aber in die normalen Notunterkünfte dürfen sie nicht mit den Tieren. Da gibt es viele Diskussionen und die kosten Zeit und im Ernstfall kann diese Zeit viel ausmachen.“ Deshalb erarbeitet Krüger ein Konzept, bei dem die Menschen mit ihren Tieren in spezielle Notunterkünfte gehen können.
Ziel ist es, Teil des regulären Katastrophenschutzes zu werden. Bis es soweit ist, das weiß Krüger, ist es noch ein gutes Stück Weg, das zurückgelegt werden muss. „Wir arbeiten daran“, zeigt sich Harald Krüger optimistisch.
Mehr Infos gibt es auf der Website des Tier-Notruf. Dort gibt es Tipps dazu, wie man sich bei verletzten Tieren verhalten sollte und zu Versicherungen. Wer die Retter braucht, der kann sich telefonisch unter 0800-111 15 15 an den Notruf wenden. Interessant für Landwirte: Die Tierretter haben auch eine Sondereinheit für Drohnenflüge, um Felder vor dem Abräumen auf Tiere zu untersuchen.