Kanzlershof: Verkehrssenator will keine Fahrradbrücke - 25 Jahre nach Abriss der Wasmerstraßenbrücke

Harburg-Rönneburg. Schlechte Nachricht für die Leute in der Siedlung Kanzlershof: Die Verkehrsbehörde von Senator Anjes Tjarks hat dem Wiederaufbau der Wasmerstraßenbrücke über die Eisenbahn-Hauptstrecke eine klare Absage erteilt. Die geschätzten Bau- und Planungskosten von mehr als 20 Millionen Euro stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen der Brücke. Außerdem sei die Querung der Gleise in „zumutbarer Entfernung“ möglich.
Was eine zumutbare Entfernung ist, wissen die Kanzlershofer seit Dezember 1999. Damals ließ SPD-Bausenator Eugen Wagner die schmale, aber gut 100 Meter lange Brücke abreißen, weil er das Geld für die Sanierung nicht übrig hatte. Mit dem Abriss verlängerte sich der Fußweg zur nächsten Einkaufsmöglichkeit am Reeseberg für einige Siedler um knapp zwei Kilometer.

In den nächsten zwei Jahrzehnten setzen sich immer wieder Bezirkspolitiker für eine neue Brücke ein. Erst der inzwischen parteilose SPD-Abgeordnete Torsten Fuß, später der früh verstorbene Ronald Preuß von den Grünen und zuletzt die längst aus der Bezirksversammlung verschwundenen Neuen Liberalen mit Isabel Wiest und Kay Wolkau. Alle scheiterten früher oder später an der starren Haltung der Hamburger Fachbehörden.
Dabei gab es auch aus gesamtstädtischer Sicht viel stärkere Argumente als der mühsame Fußweg der Kanzlershofer rüber nach Rönneburg. Die Garten- und Landschaftsarchitektin Barbara Runtsch hatte im Auftrag der Umweltbehörde ein Wegenetz für den 2. Grünen Ring vorgeschlagen, der auf einer Gesamtlänge von rund 100 Kilometern die Hamburger Innenstadt in einem Abstand von acht bis zehn Kilometern umschließen und so wertvolle Grünflächen im Großstadtdschungel vernetzen sollte. Die Querung der Gleise in Höhe der Wasmerstraße sei ein dringend notwendiger Lückenschluss.
Selbst die „Problem- und Potenzialanalyse“ für das neue RISE-Gebiet Wilstorf-Reeseberg (RISE = Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung) sah den Wiederaufbau der Brücke als „1A-Priorität“. Das Argument: „Die Brücke würde eine bessere Anbindung der Gewerbe- und Industriegebiete westlich und nördlich des Neuländer Sees bieten. Das würde die Wege zu den dort vorhandenen Arbeitsplätzen mit dem Fahrrad deutlich verkürzen und attraktiver machen.“ Selbst das Reizwort „Fahrrad“ hat Senator Tjarks nicht beeindruckt.