Auf zwei Rädern zurück in die 70er-Jahre – Präsentation „Bonanza-Rad“ am Kiekeberg

Rosengarten-Ehestorf. Zurück in die 1970er-Jahre – Jörg Maltzan fährt auf seinem liebsten „Bonanza“-Rad „EK orange“ vorbei an der Tankstelle und dem Siedlungsdoppelhaus in der „Königsberger Straße“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf. Der Fahrradsammler und Autor der „Bonanza-Bibel“ führt den Radaufstieg vor – Sattel runterdrücken, Lenker hochziehen und Bein rüber schwingen. Besucher sprechen ihn an und erinnern sich an die Räder.
Noch bis 17. Oktober sehen Zweiradfreunde im Freilichtmuseum am Kiekeberg acht seiner Modelle zu den Museumsöffnungszeiten. Am Sonntag, 26. September, führt er Besucher ab 12 und ab 14 Uhr durch die Präsentation und tauscht mit ihnen Erinnerungen aus. Aktuelle Informationen zum Besuch am Kiekeberg unter www.kiekeberg-museum.de. Der Eintritt ins Museum kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.
„Rodeobike“, „Westernbike“, „high riser“ – es gab viele Namen für die motoradähnlichen Räder mit hohem Lenker und Gangschaltung. „Bonanza“-Rad hieß der Verkaufsschlager im Neckermann-Katalog von 1970. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg fehlten die „Bonanza“-Räder noch, fand Jörg Maltzan, und sprach Museumsdirektor Stefan Zimmermann auf eine gemeinsame Präsentation an.
Stefan Zimmermann erklärt: „Für uns passte das wunderbar – wir erzählen in der „Königsberger Straße“ Dorfgeschichten von der Notzeit nach dem Krieg bis zum Wirtschaftswunder. Das ‚Bonanza-Rad‘ symbolisiert die bunte Warenwelt und Freizeitkultur der ‚Wilden 70er‘. Trends und Produkte aus den USA kamen nach Deutschland – vom Fahrrad bis zum Fertighaus konnten die Menschen plötzlich alles aus dem Katalog bestellen. Die ‚Bonanza‘-Präsentation zeigt den Besuchern, wie die Räder zum Kult wurden.“
„Mit diesem Rad fühlte ich mich wie ein König, wenn ich zur Eisdiele oder ins Schwimmbad fuhr“, erzählt der 1963 geborene Hamburger und Leihgeber Jörg Maltzan. „Ich bekam es mit zehn Jahren geschenkt. Ein ‚Bonanza‘-Rad war teuer und begehrt, das hatten nur wenige – ein richtiges Angeber-Rad“, lacht er. „Wie beim Motorrad gehörten ein Fuchsschwanz, eine Hupe und ein Rückspiegel dazu. Mein Rad wurde mir als Junge geklaut, ein neues gab es nicht." Aber praktisch war das ‚Bonanza‘-Rad auch nicht: Es war sehr schwer, mit empfindlichen Bauteilen und nicht ergonomisch. Später galt es sogar als gefährlich, weil Kinder runterfielen oder sich den Schulranzen einklemmten.
„Ende der 1970er ebbte der Trend ab und geeignete Motocross-Räder wie BMX wurden beliebter“, erklärt Jörg Maltzan. Die Faszination für alte Zweiräder hat er bewahrt: Seit 15 Jahren sammelt Jörg Maltzan neben seinen zwölf „Bonanza“-Rädern auch Klappräder, Mountainbikes und Rennräder. „Sie sind alle fahrtauglich, ich repariere sie selbst“, sagt er stolz. Weil ihn viele Leute auf seine Fahrrad-Leidenschaft angesprochen haben, recherchierte er und schrieb 2020 „Die Bonanzarad-Bibel: Von Bananensattel & Sissybar bis Pornoschaltung“. Als ‚Kind der 70er fährt er hin und wieder an einem Sommerabend in lässiger Haltung mit einem „Bonanza“-Rad herum – so wie nun am Kiekeberg.
Passend zur „Bonanza“-Präsentation erkunden Besucher in der „Königsberger Straße“ das neue Quelle-Haus aus den 1970er-Jahren.