Süderelbe/Ehestorf. Wenn Sie Magenschmerzen haben und Ihnen jemand rät, mit der Hand auf die heiße Herdplatte zu fassen, weil Sie dann nicht mehr an die Magenschmerzen denken – würde Sie es tun? So dumm kann doch niemand sein, werden Sie jetzt sagen. Aber zumindest, so scheint es, glaubt der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) daran, dass es funktioniert. Wenn die Autofahrer auf der Cuxhavener ab Ende Oktober im Stau stehen, weil die Cuxe wegen nur Bauarbeiten einspurig verläuft (besser-im-blick berichtete: Cuxhavener Straße wird für fast ein Jahr einspurig), dann sind sie vielleicht wegen des auf Höhe der Landesgrenze gesperrten Ehestorfer Heuwegs und des Umwegs, den sie eventuell fahren müssen, nicht mehr sauer.
Wenn die Rechnung tatsächlich so aussehen sollte, dann geht sie nicht auf. Am gestrigen Dienstagabend trafen sich im Landhaus Jägerhof im Ehe4storfer Heuweg rund 100 von den beiden Sperrungen Betroffene. Und die waren sauer. „Das kann nicht funktionieren, das wird ein Super-Gau“, so ein Teilnehmer.
Nach einer Einleitung zur Lage von Uwe Hansen schilderte Thomas Soltau vom Landhaus Jägerhof, wie sich schon die jetzige Sperrung auf sein Restaurant auswirkt. „Ich bekomme fast täglich Anrufe von Gästen, ob wir erreichbar sind“, so Soltau, dessen Restaurant gleich am Eingang des Ehestorfer Heuwegs von der Cuxhavener Straße aus noch vergleichsweise gut erreichbar ist. Und zahlreiche Absagen, weil der Umweg und die Unsicherheit zu groß seien. „Meine Eltern haben vor rund 40 Jahren das Landhaus Jägerhof übernommen. Ich sehe nicht ein, dass in Hamburg einfach jemand mit dem Finger schnippt“, kritisierte Soltau die Haltung des LSBG. Habe man denn nicht von den Stollen gewusst, so der Wirt.
Auch Axel Krones, Ortsbürgermeister von Ehestorf-Alvesen, ist über die Sperrung des Ehestorfer Heuwegs empört. Er hat eine Karte erstellt mit allen Stollen des ehemaligen Bergwerks Robertshall. „Es geht ja nach dem jetzigen Bauabschnitt auf der niedersächsischen Seite weiter“, so Krones. Er habe aber einen Vorschlag, wie der Ehestorfer Heuweg trotz der Lage nutzbar gemacht werden könne. Den habe er auf niedersächsischer Seite eingereicht und man habe wohl mit Hamburg telefoniert. „Vielleicht kommt jetzt Bewegung in die Sache“, hofft Krones. Ein Teilnehmer wies auf die Lage der Gewerbetreibenden hin, die zwischen Ehestorf und Süderelbe unterwegs sind. „Die stehen auf dem Schlauch.“
Im Anschluss berieten die Teilnehmer, was man gegen die Sperrung der Cuxhavener Straße und des Ehestorfer Heuwegs tun könne. „Wir müssen einen Protest machen, der in Hamburg wahrgenommen wird“, so die einhellige Meinung. Denn viele der Anwesenden hatten schon versucht, sich an die Verantwortlichen auf der anderen Elbseite in Briefen, Telefonaten und einer Petition zu richten, aber oftmals gar keine Reaktion bekommen. Druck auf die Politik wolle man machen – zum Beispiel Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, vor Ort in seiner Behörde besuchen. „Man muss oben anfangen“, so ein Teilnehmer. Krones bot an, Fackeln, die er noch habe, für eine Mahnwache zur Verfügung zu stellen und ein weiterer Bewohner aus den „Bergdörfern“ wies auf die gelben Westen hin, die sie schon vor den Franzosen für ihren Protest genutzt hätten. „Die haben uns das dann ja abgeguckt“, so der Teilnehmer augenzwinkernd.
Eine Aktion gibt es schon: Eine neue Petition. In dieser wird gefordert, die Bauarbeiten am Ehestorfer Heuweg an allen sieben Wochentagen im Dreischichtbetrieb fortzuführen und selbiges auch beim nächsten Bauabschnitt Richtung Ehestorf zu tun sowie die Baustelle spätestens bis zum 31. Oktober zu beenden und den Ehestorfer Heuweg in beide Fahrtrichtungen freizugeben.
Die Hoffnung der Versammlungsteilnehmer, dass der Baubeginn auf der Cuxhavener Straße nach hinten verschoben werden könne, bis sich die Situation entspannt habe, dürfte wohl enttäuscht werden. Denn von dieser Baustelle hängen einige weitere Baumaßnahmen an der A7 ab. Und die ebenfalls zu verschieben, dass werden Senator und LSBG nicht zulassen wollen.
Am Montag soll es erst einmal um 18 Uhr ein Treffen am Ehestorfer Heuweg/Ecke Cuxhavener Straße geben. „Mit Fackeln und gelben Westen – und dann schauen wir, was passiert“, so Wirt Thomas Soltau.