Kommentar. Beim Lesen des folgenden Zitats sollte man einmal folgendes tun: Sich das Zitat auf Englisch vorstellen oder übersetzen, sich das Ganze dann im Twitter-Design vorstellen und als Profilbild das Portrait eines orangefarbenen Mannes mit Toupethaaren vorstellen.
„Ich habe großes Vertrauen, dass sowohl die Arbeit vor Ort als auch Harburgs Beitrag zum sogenannten Fast Track, in dem u.a. Bedienstete von Polizei und Feuerwehr sowie Ärzte und Pflegepersonal vorrangig getestet werden, gesichert sind. Und ich habe überhaupt keine Zweifel, dass das Amt von Frau Dr. Unger während der Abwesenheit von Dr. Wegner gut geleitet werden wird. Es wäre auch unvernünftig in Zeiten von Corona, wenn einzelne Personen nicht ersetzt werden könnten. Es muss jederzeit für den Fall der Erkrankung von Leitungspersonal ein Ersatz zur Verfügung stehen. Wie wir sehen, klappt das beim Harburger Gesundheitsamt gut. Ich bin sehr verärgert darüber, wie hier aus einem normalen Vorgang ein vermeintlicher Skandal konstruiert werden sollte. Wir befinden uns erst am Anfang der Corona-Krise, deren Höhepunkt für Juni bis August vorausgesagt wird. Bei dieser Sachlage ist es nur vernünftig, Leitungspersonal umschichtig auch Urlaub nehmen zu lassen, um die Ruhezeit zu nutzen wieder zu Kräften zu kommen. Für fatal halte ich, dass bei der Bevölkerung mit so einem alarmistischen Unfug der Eindruck entstehen könnte, das Gesundheitsamt würde seine Arbeit nicht machen können. Dabei ist das Gesundheitsamt Harburg hervorragend aufgestellt Es kann und muss eine Abwesenheit des Amtsleiters verkraften können, ohne dass dadurch die Arbeit dadurch beeinträchtigt wird.”
Da spricht doch ein bisschen Donald Trump aus dem Zitat von SPD-Fraktionschef Frank Richter, oder nicht? Richters Zitat strotzt nur so von Bekräftigungen seiner Meinung (vernünftig, verärgert, fatal, Skandal, hervorragend aufgestellt, es muss) – ohne dass auch nur im Ansatz Argumentativ dargelegt wird, wie der Rechtsanwalt Richter dazu kommt, dass das Gesundheitsamt „hervorragend“ aufgestellt sei und nur mittels „alarmistischen Unfug“ ein „vermeintlicher Skandal“ konstruiert werde. Was im Übrigen auch nicht weit weg ist von Trump unqualifizierter Fake-News Medien-Dresche. Außer, dass er sich in der Pressemitteilung auf den „ausführlichen Bericht über die aktuelle Aufstellung des Bezirksamtes und insbesondere des Gesundheitsamts“ durch Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen (keine Medizinerin) und ihren Stellvertreter Dierk Trispel (kein Mediziner) in der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses beruft. Auf welcher fachlichen Qualifikation irgendeines Beteiligten gründet also diese Expertise?
„Ich bin amüsiert über die Presseerklärung von Herrn Richter“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer, der mit seiner Kleinen Anfrage zur – nennen wir es einmal so – Nichtanwesenheit des Leiters des Harburger Gesundheitsamtes, Dr. Robert Wegner, in seinem Amt, den Stein ins Rollen brachte (besser-im-blick berichtete: Corona | Leiter des Gesundheitsamtes mitten in der Pandemie aufs Abstellgleis geschickt?). „Was Herr Richter macht ist nur ein Blick in die Zukunft“, so Fischer weiter. Denn der Bericht habe laut Fischer zur Personaldecke im Gesundheitsamt lediglich beinhaltet, dass man gerade erst anfange, Personal aufzubauen.
Der Bericht zur Causa Wegner wurde vom Bezirksamt als „besonders vertraulich“ erklärt. Maulkorb für die anwesenden Bezirksabgeordneten also. „Unsere Fragen zu Wegner wurden nur unzureichend und teils falsch beantwortet“, so Fischer. Anscheinend aber – so berichten Anwesende aus dem Ausschuss, musste das Bezirksamts zugeben, dass Wegner selbst gar keinen Urlaubsantrag eingereicht habe. Sondern nur – und das lange vor die Coronakrise absehbar war – einmal wegen der Geburt seines Kindes mündlich gefragt, ob im April und Mai Urlaub möglich sei.
Alles in allem kann man sagen: Da ist wahrscheinlich was faul im Staate Dänemark. Der Chef der größten Bezirksfraktion, der sich in seiner Rhetorik Donald Trump nähert und eine Bezirksamtsleitung, die Punkte von (gerade in einer solchen Zeit) öffentlichem Interesse zu quasi top secret erklärt.