Der letzte Schiffsblockmacher: Tischlermeister Andreas Herling aus Moorburg hält die Tradition am Leben
Moorburg. Schiffsblöcke – ohne sie lief jahrhundertelang nichts in der Seefahrt. Sie dienten dazu, auf Segelschiffen die Zugrichtung von Tauen zu ändern oder sie umzulenken. So wurde die Handhabung der Schiffe vereinfacht. Früher aus Holz getischlert, sind sie heutzutage größtenteils aus Kunststoff, Aluminium oder Stahl.
Nicht so bei Andreas Herling, Tischlermeister aus Moorburg. Der 49-Jährige ist der letzte seiner Art in Deutschland. Denn Andreas Herling ist der letzte Schiffsblockmacher in Deutschland. Aus Esche und ohne Astloch muss das Holz für einen guten Schiffsblock sein.
Herling hat mit seinen Schiffsblöcken schon einige Großsegler ausgerüstet. Wie etwa die Gorch Fock oder die Sea Cloud. Die letztere allerdings schon vor der jetzigen Restaurierung. Oder die Polarstern, jenes Forschungsschiff, das Arktis und Antarktis erforscht. „Der letzte Großauftrag war die Peking“, berichtet Herling. „Es lohnen sich fast auch nur Großsegler zu machen. Denn wir müssten uns sonst die Blöcke ins Lager legen. Und um die ganze Bandbreite abzudecken und vorrätig zu haben, bräuchte man ein sehr großes Lager.“
Dafür gebe es nicht mehr nicht genug Aufträge. „Wir produzieren just in time.“ Weshalb sich Andreas Herling und sein Team in der Hauptsache den Tischlerarbeiten widmen, die beim Innenausbau oder Sanierungen anfalle oder Möbel tischlern.
Nicht nur Schiffseigner brauchen Herlings Kenntnisse als Schiffsblockmacher. „Wir haben auch mal Blöcke für einen Kampfmittelräumdienst gefertigt. Der brauchte Blöcke aus Holz und nicht aus Metall. So gibt es keine elektrischen Irritationen, wenn sie die Blindgänger aus der Erde bergen.“
Wenn ein Auftrag über Schiffsblöcke eintrifft, dann kniet sich Andreas Herling dort hinein. Denn das ist auch Tradition der Tischlerei, die er wertschätzt. „Ursprünglich hieß die Tischlerei Mende&Haack und war in Altona“, so Herling. „Um 1900 wurde die Blockmacherei und Schiffzimmerei in der Thadenstraße in Altona aufgemacht.“
Aber im Laufe der Jahre gab es immer mehr Container und deshalb wurde die Tischlerei mit der Blockmacherei ausgelagert. „1990 wurde die Tischlerei an einen Mitarbeiter, Jens Jensen, ausgelagert.“
Herling, der in Lübz geboren wurde und 1995 nach Hamburg kam, ist verheiratet und hat vier Kinder. Im Jahr 2000 hat er seinen Meister in Hamburg gemacht. „2002 habe ich dann Jen Jensen getroffen und habe von ihm die Tischlerei und Blockmacherei übernommen.“ Nach mehreren Umzügen hat die Tischlerei Herling seit sechs Jahren im Moorburger Alter Deich ihre Heimat gefunden.