Menschen. Fakten. Meinungen. | Wenn der Online-Handel zum digitalen Rockkonzert wird
Liebe Leserinnen und Leser,
Harburg Stadt und Land entwickeln sich stetig – wirtschaftlich, politisch, kulturell. Und das auch oftmals sehr dynamisch.
Zeit also, einmal diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die hinter dieser Entwicklung stehen. Die „Wirtschaftskapitäne“, wie man gerne sagt, Politiker, die die Weichen stellen oder dijenigen, die kulturell gestalten als Vereine oder zum Beispiel Theater.
Deshalb wollen wir in unserer Kolumne „Menschen.Fakten.Meinungen.“ diesen Menschen in unserer Region ein Forum bieten. Wir schreiben nicht vor, welchem Thema sie sich annehmen oder was sie dazu zu sagen haben. Hier geht es darum, sie zu Wort kommen zu lassen.
Wir starten mit Marc Levigion. Er ist 34 Jahre alt und Gründer und Inhaber der Agentur „Netzgold“ in Harburg. „Ich bin Kundenmanager und Problemlöser“, sagt er von sich selbst. Seit 2014 ist Marc Levigion im Online Marketing tätig und seit 2017 mit Netzgold am Start. Er war schon für Braun, Unilever, Elbler und Harburg Marketing kreativ tätig.
E-Commerce an der Front: Wenn der Online-Handel zum digitalen Rockkonzert wird – und du das Moshpit der Kaufpsychologie betrittst!
Turbulent, rekordverdächtig, außergewöhnlich: Das Jahr 2023 war alles außer langweilig. Zwischen Ukraine-Krieg, Hitzerekord, Inflationsraten oder dem U-Boot-Drama der ‘Titan’, das die ganze Welt in Atem hielt, sorgte natürlich auch die zuletzt schwache Konsumstimmung im Netz für Gesprächsstoff bei Versandhändlern. Wie das einhergeht mit endlosen Sale-Aktionen, tanzenden Parfümfluencern und AfD-Politikern? Das erfährst du hier. Was den Onlinehandel 2023 bewegte.
Wallah Krise! Wer jetzt nicht wirbt, der stirbt!
Die schwache Konsumstimmung hinterlässt in Anbetracht der globalen Krisen und den steigenden Verbraucherpreisen bis in das letzte Quartal weiterhin Spuren. Eine merkliche Kaufzurückhaltung oder das Aufschieben von Kaufentscheidungen sind die Konsequenz - so meldet der Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel einen Rückgang von über sieben Prozent von Anfang Oktober bis Ende November 2023 - im Vergleich zum Vorjahr - und das branchenübergreifend (Quelle: bevh).
Die Händler lassen derweil keinen Versuch aus, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Und so trifft man als Kunde im Netz mittlerweile auf großzügig ausgedehnte Aktionstage: Aus einem Black Friday wird schnell mal eine ganze Black Week gestrickt mit angeschlossenen Cyber Monday, Sale-Aktionen werden in Dauerschleife ausgespielt und massenhaft Newsletter-Rabatte poppen in das Blickfeld. Chatbots übernehmen die Kommunikation mit Kunden, das Metaverse lässt Realitäten verschmelzen, Algorithmen helfen bei der Auswahl des passenden Produkts und berühmt-berüchtigte Influencer unterstützen bei punktuellen Marketing-Kampagnen. Eine Steigerung des Umsatzes hat dies für den Mittelstand indes nicht gebracht, allerdings einen richtigen Schritt in Richtung Anknüpfen an die wichtigsten Trends.
Manchmal gibt es eben Entwicklungen, die größer sind als die reine Psychologie von Kaufentscheidungen. Allgemeine Unsicherheiten und Perspektivlosigkeit in Anbetracht von historischen, Krisen geplagten Zeiten lässt das Geld nicht mehr so locker sitzen wie zuvor.
Lasst mich durch, ich bin Influencer!
Das auch Influencer-Marketing in Zeiten von Cancel Culture schnell nach hinten losgehen kann, zeigt der Fall von Deutschlands erfolgreichstem Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance, bürgerlich Daniel Schütz: Der Tiktok-Star ließ sich im Dezember mit AfD-Politikern ablichten und erhielt dafür einen Shitstorm, der sich gewaschen hat: Der Mediensender Sky und Aldi Nord beendeten umgehend die Zusammenarbeit (Quelle: Zeit Online). Kurz darauf das Einlenken: Schütz prüfe selten, wer mit ihm ein Selfie mache, er habe nichts mit Rechtsextremisten zu tun, bekannte sich sogar zur CDU. Da gilt wohl: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, denn ein Shitstorm sich ganz schnell findet!
Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg!
Was erwartet uns 2024? Nun, neben fast garantierten Naturkatastrophen auch die EM in Deutschland, die Olympischen Sommerspiele in Paris und allerlei Wahlvorgänge in Europa und den USA. Genügend Aufhänger für gewagtes Marketing à la SIXT und Konsorten also, die gerne mal amerikanische Präsidenten oder britische Kronprinzen auf die Schippe nehmen. Was die prognostizierten Umsätze im E-Commerce angeht, blicken wir indes einem starken Wachstum entgegen: Von knapp 138 Milliarden Euro auf über 152 Milliarden Euro Umsatz soll der digitale (Versand-)Handel anwachsen (Quelle: statista.de). Ein Plus von über 200 Prozent seit 2017. Es kommt nämlich auch immer auf die Perspektive an; wenn wir den Schritt wagen und aus dem Chart heraus zoomen, sehen wir jährliches Wachstum in zweistelligen Bereichen, allen voran in den Branchen Bekleidung, Elektronik und Telekommunikation.
Wir blicken mit Spannung und Hoffnung in das neue Jahr - Ihr Marc Andrew Levigion (Agentur Netzgold)