Autohändler: So war der Restart nach Corona
Harburg/Neu Wulmstorf/Meckelfeld. Es ist das Statussymbol in Deutschland – mehr noch als das eigene Heim. Es wird gehegt und gepflegt: Das Auto. Wie sieht es aber aus nach der coronabedingten Schließung der Autohäuser und -händler und der Wiedereröffnung vor ein paar Wochen? Kaufen die Deutschen wieder Autos oder liegt der Handel am Boden? Auswirkungen auf den Neuwagenverkauf hatte die von den Herstellern angestoßene Diskussion um die Kaufprämie. Wer sich einen Neuwagen zulegen wollte, der wartete nun ab, ob er nicht noch ein paar tausend Euro dabei sparen könne. Die Kaufprämie kam nicht – unter anderem, weil die Automobilhersteller selbst nicht auf die Zahlung von Boni und Dividenden verzichten wollten. Eine wohl vergebene Möglichkeit der Hersteller, nach den Skandalen der vergangenen Jahre deutlich an Ansehen zurückzugewinnen.
Mathias Süchting vom Toyota / Renault Autohaus S+K mit Standorten in Neu Wulmstorf, Harburg, Buchholz, Bergedorf und Lüneburg hatte schon im März früh auf die drohende Schließung reagiert. „Wir haben fast täglich unsere Mitarbeiter gebrieft, was der Stand ist und wie sie die Kunden informieren können.“ Als dann die angeordnete Schließung kam, habe man sich dazu entschlossen, dass alle, die in Probezeit sind, bleiben und nicht entlassen würden. „Das finde ich ist auch unsere Verantwortung“, so Süchting. „Wir haben das Kurzarbeitergeld auf 80% erhöht. Und ich habe auch gleich gesagt, dass wer finanzielle Probleme hat, sich an die Geschäftsleitung wenden soll. Und da haben wir auch wirklich einigen von unseren Leuten helfen können."
Während dieser Zeit wurde in jeder Filiale des Autohauses S+K jeden Morgen eine Gesundheitsabfrage gemacht und gefragt, ob es irgendwo bei jemandem Probleme gäbe. „Das hat dazu geführt, dass unsere Mitarbeiter richtig Elan hatten und gesagt haben: Wir schaffen das“, so Süchting. „Für unsere Kunden haben wir geschaut, wo wir Entlastungen bei den monatlichen Fahrzeugkosten anbieten können - zum Beispiel durch eine günstigere Finanzierung. Wir hatten auch eine Aktion zu Gunsten der DRK Corona Hilfe: Für jede durchgeführte Klimaanlagendesinfektion haben wir 10 Euro gespendet. Da ist richtig viel zusammengekommen.“
Seit dem Restart sei der Gebrauchtwagenbereich noch verhalten, berichtet Mathias Süchting. „Die Mehrwertsteuersenkung geben wir selbstverständlich an unsere Kunden weiter.“ Der Neuwagenverkauf befände sich mittlerweile auf einem Niveau von rund 65% des Umsatzes von vor der Krise. „Wir merken, dass die Menschen wieder den persönlichen Kontakt und das Kauferlebnis haben möchten.“
Auch Jan Busse vom Ford Store Tobaben in Harburg merkt, dass die Menschen zunehmend freier werden und die sogenannte ‚neue Normalität‘ einkehrt. „Wir haben uns an Mundschutz und Abstand gewöhnt“, so Busse. „So störend ist das ja alles nicht mehr. Deshalb kommen die Leute auch wieder zu uns in die Autohäuser.“ Schade findet Busse, dass durch die Schließung Markteinführungen wie der neue Ford Puma und Ford Kuga wenig Beachtung fanden
Im Neuwagenbereich war zu merken, dass die Kunden abgewartet hatten, ob es die Prämie gibt. „Nun kommen sie zu uns und wir sind durchaus dazu in der Lage, die Mehrwertsteuersenkung zu Gunsten des Kunden umzurechnen.“
„Die Prämie hätte uns nichts gebracht“, sagt dagegen Michael „Speedy“ Derboven von Speed Bike aus Meckelfeld. Er handelt mit gebrauchten Fahrzeugen aller Art: Vom PKW über Landmaschinen, Motorräder und Wohnmobile bis hin zu Oldtimern. In seinem Bereich sieht er die Entwicklung etwas anders. „Die Menschen kaufen gebrauchte Fahrzeuge meistens nur dann, wenn man preislich 30 bis 35% runtergeht.“ Was allerdings boome, das sei der Oldtimer-Markt. „Da suchen viele gerade nach einer Anlagemöglichkeit – und da eignen sich Oldtimer gut. Auch Wohnmobile laufen – viele Deutsche richten sich auf Urlaub in Deutschland ein und wollen nicht fliegen.“
Im April habe er gar keinen Umsatz gehabt. „Mein Glück war, dass meine Halle und mein Hof mir gehören und ich keine Miete zahle und ich Mieteinnahmen hatte. Dadurch bin ich einigermaßen gut durch die Krise gekommen.“ Allerdings sei der Umsatz auch jetzt nur 25% im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre. Die Senkung der Mehrwertsteuer ist bei ihm, wo der Preis eh Verhandlungssache ist, keine große Hilfe.
David Breuer vom Autohaus BMW B&K ist zuversichtlich: „Das Problem war die Verunsicherung der Kunden. Zum einen die Frage was beruflich passiert und die Frage „kann ich mir ein neues Auto kaufen?“ Zum andern die Verunsicherung und die Angst davor sich zu infizieren. Beides ist jetzt weg.“ Das zeigt sich auch in den Zahlen. Während es mit Beginn der Corona-Pandemie im Gebrauchtwagensegment einen Umsatzeinbruch von 90% und im Neuwagenbereich von 50% gab, liegt der Gebrauchtwagenverkauf jetzt wieder bei 100% und der Neuwagenverkauf immerhin schon bei 80%. Da rechnet er mit einer weiteren Steigerung wenn die Mehrwertsteuersenkung zieht, die auch er an die Kunden weitergeben wird. „Mit dem Konjunkturprogramm sind viele durch die Corona Zeit durchgekommen“, so Breuer.
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