Das Lied von Feuer und Macht – die neue Ausstellung im Archäologischen Museum

Harburg. „light my fire – MENSCH MACHT FEUER“. So heißt die neue Ausstellung, die gerade im Archäologischen Museum Hamburg am Museumsplatz in Harburg zu sehen ist. Es geht um Licht und Feuer. Von den Urgewalten wie Blitzen und Meteoren an über die Zähmung des Feuers durch den Menschen bis hin zur heutigen digitalen Welt mit Datenübertragung in nahezu „Licht“geschwindigkeit. Und die Macht, die für die Menschen damit einhergeht, wenn sie das Licht, das Feuer kontrollieren. Denn der Mensch macht nicht nur Feuer, sondern wer Herrscher über das Feuer ist, der hat Macht über die Menschen.
Fast am sinnbildlichsten wird diese Macht des Feuers schon in der Mythologie festgehalten. Immer wieder gibt es Lichtbringer, die der Menschheit das Feuer, das Licht bringen. Und damit Macht, aber auch Fortschritt und Aufklärung. Wie der Titanengott Prometheus in der griechischen Mythologie, der den Göttern des Olymps das Feuer stiehlt, um es den Menschen zu bringen. Und für diesen Frevel grausam von Göttervater Zeus bestraft wird. Oder Luzifer, der Lichtbringer. Viele sehen in ihm die Schlange, die Eva im Paradies dazu verleitet, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Er bringt somit der Menschheit das Licht der Erkenntnis.
Von diesen Mythen an zieht sich die Geschichte von Feuer, Licht und Macht durch die Epochen der Menschheit. Und diesen Weg, der bei weitem nicht gradlinig im Sinne des Lichtbringens verläuft, sondern auch zeigt, dass da, wo Licht ist, auch Schatten ist, zeigt die Ausstellung im Archäologischen Museum.
Konzipiert wurde sie von Caspar Pichner. Er hat eine offene Gestaltung gewählt, in der eine Art Kreuzgang mit den verschiedenen Stationen von Mensch (M)macht Feuer begangen werden kann. Offen gehalten, kann man von jedem Punkt aus die anderen Stationen sehen und über den „Innenhof“ zu ihnen wechseln. „Jeder Punkt in der Ausstellung hat auch einen Bezug zu den anderen“, erklärt Caspar Pichner den Hintergedanken.
Dort, im Innenhof, ist eine alte Feuerstelle aus dem 11. Jahrhundert, die die Archäologen des Museums am Domplatz in Hamburg bei der Grabung zur Hammaburg gefunden haben. Über der antiken Feuerstelle, am „Himmel“ des Saales, leuchtet eine Weltkarte, auf der die Metropolen der heutigen Welt anhand ihrer Lichtemissionen zu sehen sind. Die Vergangenheit und die Gegenwart auf einer vertikalen „Zeitschiene“.
Göttliches Lichtspiel und die Macht der Diener Gottes werden symbolisiert durch drei große Kirchenfenster, die im Mittelalter mit ihren großen, bunten Glasfenstern biblische Geschichten erzählten und auf die Menschen dieser Zeit wahrlich wie die glasgewordene Allmacht Gottes gewirkt haben müssen, wenn das Licht der Sonne sie durchflutete.
Davor die Erinnerung daran, dass Licht auch Schatten bedeuten kann. Zum Beispiel anhand eines Fotos des „Lichtdomes“, mit dem Albert Speer bei den Reichsparteitagen der Nazis in Nürnberg die Teilnehmer emotional abholte, überwältigte und auf Linie brachte.

An anderer Stelle sind Höhlenzeichnungen zu sehen, wie sie die ersten Menschen vor zigtausend Jahren in dunklen Höhlen malte. Auch an diesem Beispiel wird, wie Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Museums, der Zusammenhang zwischen Beherrschung des Feuers und der Macht deutlich. „Wer das Feuer beherrscht, der ist auch der Herr über die Zeit.“ Denn durch die Beherrschung des Feuers wird die harte Grenze zwischen Hell und Dunkel, zwischen Tag und Nacht durchbrochen.
Auf den Besucher wartet nicht nur eine philosophische, religionswissenschaftliche, technische, medizinhistorische Ausstellung, sondern darin ist „light my fire – MENSCH MACHT FEUER“ auch kurzweilig und selbstredend hat das Museum auch wieder ein paar moderne „Spielereien“ im Rundgang, die zur informativen Kurzweil einladen. Und natürlich gibt es ein tolles Begleitprogramm, das seine ersten Höhepunkte am Reformationstag am 31. Oktober und am Kulturtag am 5. November findet.
Die Ausstellung ist bis zum 28. April 2024 zu sehen.