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Harburger Theater: Premiere von „Gott“

| Andreas Göhring | Feuilleton
Aktuell, ergreifend und kontrovers: Das Theaterstück "Gott" läuft gerade im Harburger Theater. | Foto: Sören Noffz
Aktuell, ergreifend und kontrovers: Das Theaterstück "Gott" läuft gerade im Harburger Theater. | Foto: Sören Noffz

Harburg. Mit dem Tod des geliebten Lebenspartners, egal ob plötzlich oder aber langsam und quälend, zerbricht ein Lebensentwurf. Der halbierte Mensch kann keinen Sinn darin erkennen ohne seinen Partner weiterzuleben. Oder muss man weiterleben?

In diese Situation kommen früher oder später die allermeisten Zweierbeziehungen. Rational ist das alles nicht zu fassen. Ferdinand von Schirach hat es versucht. Sein Stück „Gott“ entstand, als Deutschland über Sterbehilfe diskutierte, ausgelöst unter anderem durch den öffentlichen Freitod  des ehemaligen ZEIT-Feuilletonchefs und Dandys Fritz J. Raddatz, der sich 2015 in der Schweiz mit Hilfe von Medizinern das Leben nahm.

In Deutschland hob das Bundesverfassungsgericht erst 2020 den Paragrafen 217 des Strafgesetzbuches auf, der die „geschäftsmäßige Förderung“ des Suizids verbot. Seither dürfen Mediziner zwar das Gift besorgen, sie dürfen es aber nicht aktiv verabreichen. So gesehen wird in Schirachs Stück über das Urteil des Gerichts abgestimmt. Bevor dies jedoch geschieht, lässt der Autor in einem fiktionalen Ethikrat darüber diskutieren. Nach einem Fernsehfilm und mehreren Theaterinszenierungen hat sich auch das Altonaer Theater des schweren Stoffs angenommen, wohlwissend dass er kaum Platz für Dramaturgie und theatralische Effekte bietet. „Gott“ in der Regie von Axel Schneider hatte jetzt auch im Harburger Theater mit einer nicht ganz ausverkauften Premiere.

 

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Eine Komfortzone ist so ein Stück sicher nicht, dazu trägt auch das Bühnenbild mit karger Möblierung aus hölzernen Stehpulten und Hockern bei. Also keine Fantasiereise in eine andere Theaterwelt, dafür Argumente, mehr oder weniger überzeugend, aber immer penibel, fast buchhalterisch vorgetragen. Jacques Ullrich spielt den 78 Jahre alten, immer noch ganz gesunden Richard Gärtner, dessen Frau den Kampf gegen den Krebs verloren hat, er fühle sich halbiert, sagt Gärtner, der sich entschlossen hat seiner Frau „nachzusterben“, dies aber nicht immer wieder begründen will. Er versucht beim Bundesinstitut für Arzneimittel eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital zu bekommen. Das wird abgelehnt, also bittet Gärtner seine Hausärztin um Hilfe. Vergebens. Schließlich tritt Gärtner vor den Deutschen Ethikrat.

Sein Anwalt Biegler, gespielt von Dirk Hoener, unterstützt den Trauernden. Eine dankbare Rolle, Hoener zum Sympathieträger wachsen lässt. Jeder müsse die Freiheit haben, sich gegen das Leiden zu entscheiden. Sich selbst zu töten, sei schließlich kein Mord. Und deshalb könne es eigentlich auch keine rechtliche Abwägung geben, sagt Katrin Gerken, die die Juristin großartig spielt, kein Wunder bei der augenscheinlichen Sympathie des Autors für das Rechtswesen  Es gebe jedenfalls keine Pflicht, am Leben zu bleiben. Das Urteil des Verfassungsgerichts habe letztlich die Freiheit des Individuums bestätigt.

Ist die Frage des Abends damit beantwortet? Was ist mit dem Eid des Hippokrates, das Leben zu erhalten? Ein weites Feld, findet Professorin Sperling (mit einer gekonnt arroganten Anne Schieber), drohe damit nicht wieder eine Diskussion über „unwertes Leben“? Bischof Thiel schließlich, gespielt von einem wahrlich überzeugenden Georg Münzel, bringt noch einmal viele Argumente ins Wanken: „Das Leben ist heilig, weil es in Beziehung zu Gott steht.“

Am Ende hat das Publikum das Wort, rund 90 stimmten für eine Sterbehilfe, rund 60 dagegen. Bei anderen Inszenierungen waren die Ergebnisse wesentlich deutlicher pro Sterbehilfe. Auffallend: eine größere Anzahl des Harburger Publikums behielt seine Entscheidung für sich.

Weitere Vorstellungen am 14. bis 16 . Februar jeweils um 19.30 Uhr sowie am 17. Februar um 15 Uhr.

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