Familie und Harburger Vereine trauern um Wolfgang Aschendorf
Harburg. Seine Frau Hannelore, mit der er seit mehr als vier Jahrzehnten verheiratet war, die beiden Söhne Christian und Andreas und mit ihnen viele Mitglieder des Harburger Turnerbunds und der Harburger Schützengilde trauern um Wolfgang Aschendorf, der in der Nacht zum vergangenen Sonntag nach längerer Krankheit im Alter von nur 71 Jahren gestorben ist. Diese traurige Nachricht vom Tod des bekannten Harburger Geschäftsmanns, der sowohl beim HTB als auch in der Gilde schon vor einigen Jahren die Ehrenmitgliedschaft verliehen bekommen hat, haben die Vereinskameraden und mit ihnen viele Harburger bedauert.
Wolfgang Aschendorf wurde am 10. Dezember 1951 geboren und blieb Harburg stets treu. In der Schützengilde gehörte er der Sportvereinigung seit 1974 an, ebenso dem Schießclub Major von Bissing. Er war seit 1980 auch Mitglied der Schützenkompanie. Seit 1982 wirkte er als Förderer der Fahnenjunker und wurde 1987 zum Knopfsergeanten ernannt. Er war mehr als zehn Jahre lang Mitglied der neunköpfigen Gilde-Deputation. Und er war auch Grüner Major (ehemalige Depu-Mitglieder). Gildekönig war Aschendorf 1992/1993 und gehörte anschließend der Vereinigung der ehemaligen Gildekönige an. Er war außerdem Mitglied des Ehrenrats.
Wolfgang Aschendorf wurde am 15. Juni 2019 vom 1. Patron Ingo Mönke zum Ehrenmitglied der Harburger Schützengilde ernannt. Diese Auszeichnung bekam Aschendorf für seine großen Verdienste um das Wohl der Gilde – und das über lange Jahre hinweg. Dieses Engagement und die Anerkennung, die er in der Gilde dafür bekommt, sieht man auch daran, dass Aschendorf zu Lebzeiten einer von nur drei Trägern des Fahnenjunker-Abzeichens Gold auf Rot war – der Ehrung, die am seltensten in der Gilde verliehen wird.
„Mit Wolfgang „Aschi“ Aschendorf verlieren wir eines unserer verdientesten Mitglieder. In den vergangenen fast 50 Jahren hat er die Gilde maßgeblich geprägt und zu ihrem Fortbestand beigetragen. Wolfgang stand der Deputation, den Mitgliedern und Gliederungen stets mit Rat und Tat zur Seite. So hat er den Fahnenjunkern zu ihrem 100-jährigen Bestehen eine Fahne gespendet und prägte zu dieser Zeit den Spruch „Wer die Fahnenjunker nicht versteht, der versteht die Gilde nicht.“ „Aschis“ Engagement war dabei stets selbstlos und an keine Bedingungen geknüpft, es ging ihm eben um die Gilde, nicht um sich selbst. Wir werden ihn schmerzlich vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, beschreibt Nico Ehlers, Pressesprecher der Gilde, die Verdienste des Verstorbenen.
Auch beim Harburger Turnerbund ist die Trauer über den Tod von Wolfgang Aschendorf in allen Abteilungen groß. Vor nunmehr 40 Jahren hatte "Aschi" die Sonderaufgabe übernommen, die HTB-Vereinszeitung für neue Werbeträger attraktiver zu gestalten. Er verpasste ihr ein neues „Outfit“ und mit dem Ausschöpfen seiner persönlichen und geschäftlichen Kontakte wurden die Einnahmen deutlich gesteigert.
Als er von 1979 bis 1986 Vorstandsmitglied war, beherrschten etliche Baumaßnahmen das Geschehen auf der Jahnhöhe. Die sprunghaft angestiegene Zahl der HTB-Tennismitglieder, hervorgerufen durch den Becker/Graf-Boom, bot hervorragende Rahmenbedingungen. Deshalb baute die Tennisabteilung ein modernes Clubhaus, renovierte die Tennishalle und investierte in eine Traglufthalle. Darüberhinaus entstand auf dem HTB-Gelände eine Kegelbahn und zeitgleich wurden die Umkleideräume der Fußballer aufgehübscht.
Dann verursachte auch noch ein Brand im ehemaligen Platzwarthaus einen Schaden von 150.000 DM, der dank Aschis Fachkenntnis für den HTB ohne finanziellen Verlust abgewickelt werden konnte. Für den Verein ist es ein Glücksfall, dass Wolfgang Aschendorf gemeinsam mit elf Freunden bereits 1980 die 6. Bundesvereinigung gegründet hatte. Ihre Satzung sieht vor, dass sie die Arbeit des Vorstands unterstützt. Als in den turbulenten 1990er-Jahren Aschis BV-Brüder Klaus Wienecke und Jürgen Bethge am Ruder des Vereins standen, steuerte die 6.BV den Turnerbund mit vereinten Kräften durch stürmische See wieder in ruhiges Gewässer.
Die spätere Realisierung des Projekts wurde von ihnen loyal begleitet und auch dank ihres wertvollen Rats, vor wichtigen Entscheidungen die Meinung Mitglieder mit einzubeziehen und die Wertigkeit der Traditionspflege nicht zu vernachlässigen, ist es gelungen, den neuen Sportpark Jahnhhöhe zum Mittelpunkt der HTB-Vereinsfamilie zu machen.
1990 bekam Wolfgang Aschendorf die Verantwortung für das 1945 gegründete Versicherungsunternehmen von seinem Vater Kurt übertragen, und von ihm erhielt er auch die Verwaltung der Gelder der „Interessengemeinschaft Jahnhöhe“. Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 stellte sie für die Instandhaltung der Sportanlage etwa 130.000 Euro an Spenden- und Beitragsaufkommen zur Verfügung. Nach Fertigstellung des neuen Sportparks übergab "Aschi" 2009 das Rest-Guthaben, das er mit eigenen Mitteln honorig auf 10.000 Euro aufgestockt hatte.
Außerdem ließ Aschendorf die vor knapp 100 Jahren gebauten HTB-Kassenhäuschen am Wald- Eingang der Sportanlage restaurieren und erfüllte damit einen Wunsch seines Vaters Kurt, der Mitgründer der 4. BV war und dem Turnerbund 58 Jahre lang angehörte. Das 2009 wieder hergestellte Schmuckstück, durch das einst tausende Zuschauer zu den Oberligaspielen (beispielsweise gegen den HSV und Werder) strömten, erinnert seitdem als Denkmal an die „alte Jahnhöhe“ und an die glorreichen Fußballzeiten der 1950er- und 60er Jahre.
Wolfgang Aschendorf war glücklich, dass sich die Söhne Christian und Andreas als aktive Ligaspieler in dieser Zeit besonders hervortaten. Der stolze Vater ließ es sich nicht nehmen, das ehrgeizige Vorhaben als Trikotsponsor und Werbepartner über einen längeren Zeitraum großzügig zu unterstützen und damit zum Erfolg beizutragen.
Seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert war Aschendorf HTB-Mitglied - in den vergangenen 15 Jahren mit Sitz und Stimme im Ehrenrat. Seine Reputation, die er als integrer Versicherungsmakler genoss, trug mit dazu bei, dass der HTB in der Harburger Geschäftswelt fest verwurzelt ist und sein Rat gehört wurde.
