Faszinierende Einblicke in Harburgs Vergangenheit: Ausgrabungen beim früheren Gasthaus „Zum Weißen Schwan“
Das Gebiet rund um die Ecke Kanalplatz/Harburger Schloßstraße birgt eine reiche Geschichte, insbesondere durch das im 18. Jahrhundert erbaute Gasthaus "Zum Weißen Schwan", das bis 1965 zu den angesehensten Hotels in Harburg zählte. Doch die historischen Quellen zu diesem Zeitraum sind spärlich, weshalb die Ausgrabung eine entscheidende Rolle dabei spielt, die Siedlungsgeschichte von Harburg zu beleuchten.
Seit Beginn der Grabungen im Sommer hat das Team des Archäologischen Museums Hamburg bereits bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Die Forschungen konzentrieren sich darauf, Siedlungsreste zu erfassen und Licht auf die mittelalterliche und neuzeitliche Besiedlungsgeschichte des Gebiets zu werfen.
Eine der wichtigsten Entdeckungen umfasst verschiedene Bauphasen vor der Errichtung des "Weißen Schwans". Die Archäologen stießen auf die Fundamente des Vorgängerbaus, der zwischen 1695 und 1709 erbaut wurde. Eine Silbermünze des dänischen Königs Christian V. von 1695 und Artefakte wie friesische Fayence und chinesisches Imari-Porzellan aus derselben Ära verdeutlichen die vielfältigen Handelsbeziehungen und den Reichtum der damaligen Bewohner.
Nicht weniger spannend sind die Zeugnisse großer Zerstörungsereignisse, wie die Stadtbrände von 1536 und 1564, die in den Ausgrabungen nachgewiesen werden konnten. Die Aufteilung des Grundstücks in kleine Parzellen aus dem 16. Jahrhundert wird durch deutliche Markierungen wie Gräben, Feldsteinfundamente und Schwellbalken sichtbar. Der südliche Abschnitt der Grabung offenbart zudem Spuren verschiedener Handwerksberufe, darunter Metallschlacken, Lederreste und Kochstellen.
Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums und Landesarchäologe von Hamburg, betont die außerordentliche Bedeutung der bisherigen Erkenntnisse: "Die große Bandbreite der archäologischen Spuren und die Anzahl und Qualität der einzelnen Funde belegen die hohe Bedeutung, die der Region seit hunderten von Jahren nicht nur als Siedlungsgebiet, sondern auch als Verkehrsknotenpunkt zukam."
Die Grabungen werden fortgesetzt, und Harburg positioniert sich bereits als eine der am besten erforschten mittelalterlichen Städte Deutschlands. Grabungsleiter Dr. Martin Eckert gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate: "Wir erwarten nicht nur weitere Einblicke in Harburgs militärische Geschichte, sondern auch Funde des täglichen Lebens, die uns mehr über die Alltagskultur vergangener Jahrhunderte verraten werden."
