Harburg. Rund 300 Teilnehmer aus Gewerkschaften, Parteien und Verbänden kamen zur 1. Mai Demonstration und Kundgebung am Mittwoch in Harburg. Um 10 Uhr ging es am Herbert-Wehner-Platz los durch die Harburger Innenstadt zum Rieckhof, wo traditionell die Kundgebung stattfindet. In diesem Jahr stand der 1. Mai des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ganz im Zeichen der Europawahl am 26. Mai. „Europa. Jetzt aber richtig!“ lautete das Motto.
Im Rieckhof sprach Harburgs neue Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen ein Grußwort. Es sei ja ihr erster 1. Mai in dieser Funktion, so Fredenhagen. Sie erinnerte an die Ursprünge dieses Tages 1886 in den USA und ein Jahr später auch in Europa. An die schlechten Arbeitsbedingungen, gegen die die Menschen damals auf die Straße gingen. „Gott sei Dank haben wir heute andere Arbeitsbedingungen“, so Fredenhagen. Aber Ungerechtigkeit gebe es auch heute auf vielen Ebenen des Arbeitsmarktes wie bei der Gleichstellung, befristeten Arbeitsverträgen oder Leiharbeit. „Die Probleme vor Ort sind nicht verschwunden sondern sie haben sich geändert“, so Fredenhagen. Sie dankte allen, die für bessere Löhne kämpfen würden.
Wolfgang Brandt, Vorsitzender des Harburger DGB, rief in einer emotionalen Rede dazu auf, den Rechtsextremen, auch bei der Europawahl, nicht das Feld zu überlassen. „Der DGB steht in einer antifaschistischen Tradition“, so Brandt. Heute seien die Argumente der Rechten die gleichen wie damals – bei der Europawahl solle dem eine deutliche Absage erteilt werden. Scharf kritisierte er das Schulmeldeportal der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft und die Vorkommnisse um die Ida-Ehre-Schule in Eimsbüttel. Es sei Aufgabe von Lehrern, sich mit ihren Schülern kritisch mit allen politischen Meinungen auseinanderzusetzen. „Das ist demokratiebildend“, so Brandt. Wenn die AfD dies verhindern wolle, sei dies Einschüchterung. Er erinnerte daran, was die Hamburger DGB-Vorsitzende Katja Karger dazu gesagt hatte: Nicht der Antifaschismus sei das Problem, sondern der Faschismus. „Wir dulden keinen Faschismus in dieser Stadt“, rief Brandt unter dem Applaus der Anwesenden. Im Weiteren wandte er sich gegen die Privatisierung des Gesundheitswesens und die Einflussnahme großer Meinungskonzerne wie der Bertelsmannstiftung auf Gesetze.
Nach ihm berichteten Jessica Reisner und Elmar Wigand von "aktion ./. arbeitsunrecht e.V.", mit welchen Schwierigkeiten und Anfeindungen Betriebsräte und diejenigen zu kämpfen hätten die einen Betriebsrat gründen wollten. Es gebe, so die beiden, einen ganzen Dienstleistungssektor mit Anwälten und Medienleuten, die versuchten, Betriebsräte zu diskreditieren.