Eiskalte Towers bestehen in hitziger Atmosphäre gegen Tel Aviv

Wilhelmsburg. Durch den 98:91-Erfolg nach Verlängerung haben die Veolia Towers Hamburg gegen Hapoel Vegan Friendly Tel Aviv ihre Niederlagenserie beendet. Vor der EuroCup-Rekordkulisse von 2556 Fans in Wilhelmsburg zeigten sich die Hanseaten nervenstark. Childs mit Double-Double Topscorer – Meisner und Woodard mit den entscheidenden Treffern.
Ohrenbetäubender Lärm, Rauchfackeln und Leuchtfeuer – die Fanscharen aus Tel Aviv sorgten mit Spielbeginn für ein noch nie dagewesenes Bild in der Arena am Kurt-Emmerich-Platz. Unter den Nebelschwaden, die sich im Holzgerüst der Hallendeckel festsetzten, gaben auf dem Parkett allerdings die Veolia Towers den Ton an. Mit einem 13:0-Start zeigten sich die Gastgeber gänzlich unbeeindruckt von dem Spektakel auf den Rängen.
Eine Auszeit der Gäste sorgte für etwas Ruhe, anschließend kam Tel Aviv auch zu ersten Zählern. Aber auch das beeindruckte die Towers zunächst nicht. Der sehr agile Yoeli Childs ließ mit zwei spektakulären Dunks jetzt auch die Soundkulisse des Hamburg Towers Fanclub anschwellen. Hapoel arbeitete sich dann nach einem unsportlichen Foul von Marvin Clark II bis auf sechs Zähler an weiter sehr selbstbewusst auftretende Wilhelmsburger heran. Mit einem Distanztreffer gab der Forward aber prompt die passende Antwort. Während die Temperatur in der Arena sich ob der geöffneten Dachluken und Türen dem einstelligen Bereich näherte, nahmen die Towers eine Neun-Punkte-Führung aus dem ersten Viertel.

Mit Beginn des zweiten Abschnitts fanden auch die Gäste zu ihrem Spiel. Die offensivstarken Munford und Tokoto brachten die roten Teufel bis auf vier Punkte heran – und damit die knapp 1000 Gästefans direkt wieder ins Spiel. Dass auf Towers Seite Ziga Samar und Christoph Philipps auch erfolgreich abschließen konnten, half den Veolia Towers, ihre Führung zu behaupten. Knapp dreieinhalb Minuten vor der Pause kam Hapoel dann aber zum Ausgleich, auch weil sich bei den Towers unter dem zunehmenden Druck nun die Ballverluste häuften.
Anschließend ging Tel Aviv sogar das erste Mal in Führung. Direkt schoss der Lautstärkepegel im schwarz-roten Gästeblock erneut in den Grenzbereich. Zwei weitere Treffer von Yoeli Childs, der als erster Akteur eine zweistellige Punkteausbeute vorweisen konnte, ließen die Führung wieder wechseln. Weil der sonst sehr umsichtige Samar das Hamburger Foullimit nicht richtig im Blick hatte, Tel Avivs Brown an die Linie schickte und der bullige Guard beide Freiwürfe verwandelte, ging allerdings Hapoel mit einem Plus in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel hatten sich die Rauchschwaden vorerst verzogen. Bei nun bester Sicht brachte Munford, nach seinem zweiten Dreier ebenfalls mit zweistelliger Ausbeute auf dem Statistikbogen, Tel Aviv auf fünf Punkte in Front. Unter lautstarken Anfeuerungsrufen aus dem Fanblock mühten sich die Towers, in Schlagdistanz zu bleiben. Doch trotz Powerdunk von Lukas Meisner schnellte der Rückstand erstmalig in den zweistelligen Bereich. Die Gäste aus Tel Aviv fanden in der Phase die klareren Abschlüsse, trafen dadurch schlichtweg hochprozentiger als die Wilhelmsburger, die ihrerseits versuchten, ein erneutes Momentum zu kreieren.
Während Harrison Cleary, der den kranken Kendale McCullum vertrat, mit einem frechen Dreier seine ersten Punkte im 7DAYS EuroCup erzielte, übernahmen bei Hapoel die israelischen Nationalspieler Timor und Ginat. Insgesamt 17 von 25 Punkten steuerte das Duo im dritten Viertel bei. Dennoch verkürzten die Towers durch einen weiteren Dreier von Clark II wieder auf fünf Zähler.
Zu Beginn des Schlussviertels entbrannte erneute ein Feuerwerk im Gästeblock. Auf dem Parkett übernahm James Woodard und führte sein Team mit sechs Punkten zum Ausgleich. Auch die Defensive der Gastgeber zog jetzt wieder spürbar an. Lediglich zwei Punkte bekam Tel Aviv in drei Minuten unter. Als sich Hapoels Onuaku in der bisher hitzigsten Phase der Partie ein technisches Foul einhandelte, begleitete ein schrilles Pfeifkonzert die folgenden Freiwürfe von James Woodard. Im Gleichschritt bewegten sich beide Teams in Richtung Crunchtime. Die Wilhelmsburger hatten ihr Minimalziel erreicht: Die Chance auf den Sieg war da. Während die Spielzeit unaufhörlich hinunter tickte, kämpften die Towers um jeden Ball – ließen sprichwörtlich ihr Herz auf dem Feld. Das Unentschieden hielt sich aber hartnäckig. So ging es in die Overtime.
Ein Treffer auf jeder Seite in den ersten zweieinhalb Minuten der Verlängerung brachte die Nerven der 2556 Fans – erneut Rekordkulisse eines Hamburger EuroCup-Spiels – in der Arena bis zum Anschlag in Spannung. Das Nervenkostüm der Veolia Towers dagegen: Cold as ice. Mit fast stoischer Ruhe versenkten James Woodard und Lukas Meisner zwei Dreier und sorgten damit für die Entscheidung. Während die Gesänge im Gästeblock langsam leiser wurden, feierten die Hamburger ihr Team mit Standing Ovations.