„Welche Landwirtschaft wollen wir und zu welchem Preis“: Diskussion in Tostedt
Tostedt. Über die Frage „Welche Landwirtschaft wollen wir und zu welchem Preis?“ diskutieren Landfrauen, Landwirte, Produzenten und Verbraucher am Freitag, 7. September, ab 18 Uhr im Tostedter Gemeindehaus am Himmelsweg 12. „Es besteht ein hohes gesellschaftliches Interesse an guter und gesunder Nahrung, einem wertschätzenden und ökologisch sinnvollen Umgang mit dem Land und den Tieren. Daher geht uns alle die Frage an, welche Landwirtschaft wir wollen“, sagt Hans-Peter Wacker von der Tostedter Johanneskirchengemeinde. Die Kirchengemeinde lädt gemeinsam mit den Landfrauen Tostedt zum Informationsabend ein. „Wir wünschen uns einen offenen, ehrlichen Dialog zwischen Verbrauchern und Produzenten unserer Region“, sagt Bettina Brenning vom Landfrauenverein Tostedt.
Zu Beginn sind Besucher gefragt, Verkaufspreise verschiedener Produkte zu schätzen und sich über faire Preise Gedanken zu machen. Was kosten zehn Eier aus der Freilandhaltung und welchen fairen Preis brauchen Produzenten, um auch ein Auskommen zu haben?
An Stehtischen stellen sich acht Produzenten der Region vor: Hof Böttcher, Wümmegrund (Milch), Hof Dallmann, Dohren, (Joghurt), Hermannshof, Wistedt, (Gemüse, Getreide), Hof Kröger, Wüstenhöfe (Fleisch), Imkerverein Tostedt (Honig), Eine-Weltladen Tostedt (Kakao, Kaffee), Hof Prigge, Hollinde, (Eier), Hof Quellen, (Fleisch, Getreide)
Anschließend hält Ricarda Rabe vom Haus kirchlicher Dienste in Hannover gegen 19 Uhr einen Vortrag. Sie ist Theologin, arbeitet für den Bereich „Kirche auf dem Lande“ und steht im Kontakt mit der Landwirtschaftskammer und dem Landwirtschaftsministerium in Hannover. „Sie weiß auch um die Existenzprobleme vieler Landwirte und um die Veränderungen, die sie eingehen mussten“, sagt Bettina Brenning. Nach dem Vortrag ist Zeit für eine angeregte Diskussion.
Mit dabei am Informationsabend ist Andrea Böttcher. Sie leitet mit ihrem Mann den Hof Böttcher bei Otter. „Wir halten 130 Milchkühe, die ausreichend Platz auf unseren Weiden und in unseren Ställen haben. Vor dem Hof haben wir eine Milchtankstelle eingerichtet, an der Verbraucher unsere frische Milch und Käse kaufen können, zudem Eier, Wurst und Kartoffeln von anderen Produzenten unserer Region“, sagt Andrea Böttcher. Mit den großen Flächen Grünland um den Hof sorgen Böttchers für eigenes Futter für die Kühe. „In unserer Biogasanlage wird kein Mais eingesetzt, wie oft vermutet wird, sondern nur Gülle unserer eigenen Milchkühe. Mit dem erzeugten Biogas beheizen wir unsere Wohnhäuser.“
„Viele Verbraucher haben entweder so eine „Bullerbü-Sicht“ auf die Landwirtschaft, andere vermuten nur Gewalt an Tieren in den Ställen“, sagt Bettina Brenning. „Natürlich gibt es Höfe, die Tiere nicht gerecht halten und das ist deutlich zu kritisieren. Aber darüber vergisst man die große Zahl der kleinen Höfe, die gut für ihre Tiere und ihre Umwelt sorgen“, sagt Dagmar Hillingshäuser vom Tostedter Kirchenvorstand. „Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Darüber hat die Kritik der Verbraucher zugenommen, die teilweise berechtigt ist. Wie ist das in unserer Region? Wir möchten Erzeuger und Verbraucher ins Gespräch bringen“, sagt Hans-Peter Wacker.