Trauer um die Tischtennis-Legende Werner Mohr aus Stelle
Stelle. Wenn der Name Werner Mohr in Bezug auf den Tischtennis-Sport fällt, denken die jüngeren Aktiven sofort an die Auszeichnung des Tischtennis-Kreisverbands (TTKV) Harburg-Land, die seinen Namen trägt und die älteren, die ihm einst in der Sporthalle begegneten, an einen überragenden Idealisten für diesen Sport im TSV Stelle, im Landkreis Harburg und auch weit darüber hinaus.
Kein anderer konnte so weit in die Geschichte des Tischtennis-Sports im Landkreis zurückblicken wie er. Als der TTKV im Jahr 1949 im Steller Gasthaus von Heinrich Porth an der Uhlenhorst gegründet wurde, in der Stunde null, saß an diesem Tisch auch ein 15-jähriger Junge als Vertreter des TSV Stelle. Werner Mohr, am 2. November 1934 im Hamburger Stadtteil Barmbek geboren und während des Zweiten Weltkriegs mit der ganzen Familie in der Hansestadt ausgebombt, starb am 30. November im Alter von 88 Jahren unerwartet. Er war das letzte Gründungsmitglied des TTKV, der damals Kreisfachverband Tischtennis hieß.
Schon früh erlag Werner Mohr der Faszination des schnellen Spiels mit dem kleinen, weißen Ball. Die Aktiven des TSV Stelle waren glücklich, über eine Halle mit vier Tischen zu verfügen. Auswärtsspiele trugen die Steller in der Anfangszeit, Ende der 1940er-Jahre, meist im Saal von Gaststätten aus, und der Spielball, damals noch aus Zelluloid, wurde oft im Halbdunkel zwischen Stuhlbeinen gesucht. Mancherorts muhten in ihrer Ruhe gestörte Kühe im Stall zum sportlichen Geschehen auf der Diele. Vor der Währungsreform im Jahr 1948 gab es kaum etwas zu kaufen, schon gar nicht Sportgeräte. Oft sprach Werner Mohr von dieser Zeit: „So halfen uns bei der Beschaffung der Spielutensilien wie Netzen, Korkschlägern und Bällen britische Besatzungssoldaten im Tausch mit frischgelegten Hühnereiern“.
„Zu Punktspielen fuhren wir im Sommer mit dem Fahrrad. In den Wintermonaten stand oft ein „Tempo“-Dreirad-Lieferwagen zur Verfügung. Zwei Mann drängten sich im Führerhaus, die anderen vier hockten auf Kisten unter einer Plane auf der Ladefläche“, schrieb Werner Mohr einst in der Chronik des TTKV im Jahr 1999.
Die Tischtennissparte des TSV Stelle, 1946 von Gerhard „Opa“ Schween gegründet, übernahm er 1951 schon als Teenager und trug Verantwortung ein halbes Jahrhundert - bis 2001. Er kämpfte länger in der Bezirksklasse um Punkte.
Natürlich leitete er auch das Jugendtraining bei seinem TSV. Die Kreismeisterschaften in den Jahren 1983, 1984 und 1985 fanden in Stelle statt. Die Rekordteilnehmerzahl von 1983, die mit 569 Teilnehmern an zwei Wochenenden wohl nie wieder erreicht wird, hat noch Bestand.
Aber auch außerhalb des Stellers Sportvereins war Mohr aktiv. 1957 wurde er zum Kreisjugendwart gewählt. Das Amt übte er 16 Jahre lang aus. Keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger leitete dieses Ressort länger als er. Drei Jahre war er auch als Bezirksjugendwart tätig. Er stiftete dem Kreis-Verband eine Auszeichnung, die jeweils beim jährlichen Kreisjugendtag für besondere Nachwuchsarbeit an Vereine vergeben wird – die „Werner-Mohr-Plakette“.
Für seine außerordentlichen Verdienste um den Tischtennissport wurde Werner Mohr, der beruflich als Postbeamter im Einsatz war, mehrfach ausgezeichnet. Sein TSV Stelle, bei dem er 75 Jahre lang Vereinsmitglied und auch 57 Jahre lang Platzwart auf dem Sportgelände „Kurze Heide“ war und der Tischtennisverband Niedersachsen (TTVN) würdigten seine Jahrzehnte lange Tätigkeit mit der goldenen Ehrennadel. Auch der Tischtennis-Kreisverband (TTKV) Harburg Land zeichnete ihn für seine Lebensleistung aus.
Ereignisse im Kreistischtennis verfolgte Werner Mohr bis zum Schluss und erinnerte sich gern an viele Momente seines Lieblingssports, dem er seinen persönlichen Stempel aufgedrückt und den er maßgeblich mitgestaltet hat. Das Mitgefühl gehört seiner Ehefrau Ruth.
Werner und Ruth Mohr waren 66 Jahre lang miteinander verheiratet. Das Ehepaar Mohr hatte keine Kinder. Seit 1965 war Werner Mohr Platzwart auf dem Gelände "Kurze Heide" und zwar bis zum Schluss, also 57 Jahre lang.