Buchholzer Latein-Formation vor den WM-Dritten aus Bremerhaven

Buchholz. Die acht Paare der Latein-Formation von Blau-Weiss Buchholz haben am Wochenende in der Nordheidehalle für eine kleine Sensation gesorgt. Das von Franziska Becker und Co-Trainer Christopher Voigt trainierte Buchholzer Team präsentierte sich in der nahezu ausverkauften Arena in glänzender Form und erhielt von den sieben Wertungsrichtern die zweitbesten Wertungsnoten. Damit platzierte sich das Team des Gastgebers vor den acht Paaren der TSG Bremerhaven, die bei den zurückliegenden Deutschen Meisterschaften in Bremen noch Vizemeister geworden waren und bei den Weltmeisterschaften im November des vergangenen Jahres die Bronzemedaille gewonnen hatten.
Den Sieg sicherten sich erwartungsgemäß die acht Paare der hochfavorisierten vielfachen Weltmeister-Formation des Grün-Gold-Clubs Bremen von Trainer Roberto Albanese. Damit stellten die Buchholzer Tänzerinnen und Tänzer die Weichen für eine erfolgreiche Saison. Wenn sich das Blau-Weiss-Team zwei weitere Male in den folgenden vier Bundesliga-Turnieren Rang zwei ertanzt, qualifizieren sich die Paare für die Europa- und Weltmeisterschaften. Die Formations-WM findet am 10. Dezember in Hongkong statt.
Die Buchholzer Nordheidehalle mutierte bereits am Sonnabend zum Hexenkessel beim Highlight der 1. Bundesliga, bei der Deutschlands Tanzelite der Formationsteams am Start war. Alle acht Teams wurden mit reichlich Beifall begrüßt und die Lokalmatadoren von Blau-Weiss Buchholz wurden natürlich von ihren Fans frenetisch gefeiert. Als die sieben Wertungsrichter nach dem Finale dann ihre Tafeln hoben, gab es kein Halten mehr. Die rund 1000 Zuschauer feierten das A-Team von Blau-Weiss, das mit der Wertung 2 2 2 2 3 3 4 den zweiten Platz belegte - hinter dem vielfachen Weltmeister-Team vom Grün-Gold Club Bremen und damit die Dritten der WM, das Team der TSG Bremerhaven, hinter sich ließen.
Die junge Buchholzer Mannschaft, die sich bei der deutschen Meisterschaft im November in Bremen noch mit Bronze begnügen musste, da die spektakuläre neue und nicht einfache Choreographie „Made to Love“ einfach noch nicht richtig und optimal aufs Parkett umgesetzt wurde, hatte sich ein straffes Trainingspensum auferlegt. Durch zahlreiche Krankheitsausfälle geriet die Vorbereitung ins Wanken. „Vor allem die Kraft für die sehr schwere Choreografie „Made to Love“, die mit Höchstschwierigkeiten gespickt ist, fehlte“, sorgte sich auch Co-Trainer Christopher Voigt im Vorfeld des Turniers.
Aber am Turniertag zeigte das Blau-Weiss-Team den nötigen Biss und begeisterte mit einer nahezu makellosen Vorstellung, die auch durch einen individuellen Fehler nicht getrübt wurde, und dann mit dem zweiten Platz belohnt wurde. Das junge Buchholzer Team, das im Vorjahr komplett neu zusammengestellt wurde, zeigte auf eigenem Parkett, wohin die Reise noch gehen kann.
Blau-Weiss-Cheftrainerin Franziska Becker, die als Doppelbelastung zugleich auch federführend mit dem Organisationsteam und Abteilungleiter Olaf Steffen das Formations-Wochenende geplant hat, war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos: Die Stimme war fast weg, nur noch leises Krächzen konnte sie von sich geben. „Das enorme Pensum der letzten Monate fordert wohl seinen Tribut, bereits beim Aufbau am Freitag merkte ich, da bahnt sich was an, Samstag früh war die Stimme schon weg. Zum Glück versteht mich mein Team auch fast ohne Worte“, sagt die Trainerin.
Christopher Voigt und Franziska Becker waren absolut begeistert, wie entspannt die Mannschaft mit dem enormen Druck beim Heimturnier umgegangen ist. Ihr Kommentar: „Von der heutigen Leistung sind wir begeistert, wenngleich wir wissen, dass die Paare es sogar noch besser können. Wenn jetzt noch die teilweise fehlende Kraft dazu kommt, werden wir noch stärker auftreten können.“
Silber war das Ziel für die WM-Dritten aus Bremerhaven, Bronze ist es geworden. Die A-Lateinformation der TSG Bremerhaven ist mit gemischten Gefühlen aus Buchholz an die Nordsee zurückgekehrt. „Wir haben unsere Leistung nicht optimal auf die Fläche bekommen“, sagte TSG-Trainer Lars-Ole Rühmann. In 14 Tagen wollen die Bremerhavener das Ergebnis beim zweiten Bundesliga-Turnier der Saison mit Heimvorteil wieder umdrehen. Die Leistung des vielfachen Weltmeister-Teams vom Grün-Gold-Club Bremen war nicht so stark wie bei den Weltmeisterschaften in Braunschweig, reichte aber immer für ausschließliche Bestnoten aus.
Hinter den Top3-Mannschaften folgten mit einigem Abstand die Teams aus Kiel und Bietigheim. Im Kleinen Finale gewann das Team aus Ludwigsburg vor Aachen und der FG Rhein-Main.
Auch Arno Reglitzky, der 1. Vorsitzende von Blau-Weiss Buchholz, schwärmte von der Tanzveranstaltung und genoss das Wochenende unter anderem gemeinsam mit Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse und den Sponsoren. Er zeigte sich in seiner Eröffnungsrede mehr als beeindruckt davon, was der Tanzsport in Buchholz auf die Beine gestellt hat: „Das ist wirklich einmalig. Mehr als 100 ehrenamtliche Helfer, das engagierte Organisationsteam und das großartige Trainerteam zeigten einmal mehr, dass der Tanzsport in Buchholz eines der sportlichen Aushängeschlider darstellt. Die Stadt kann stolz sein vor allem auf seine A-Formation, die ausnahmslos mit „Local heroes“ besetzt ist und aus der hervorragenden Nachwuchsarbeit stammen.“

Wie herausragend die Nachwuchsarbeit bei Blau-Weiss ist, zeigten am Sonntag die drei weiteren Buchholzer Teams. In der Regionalliga erreichte das C-Team den sensationellen dritten Platz hinter den B-Teams aus Bremerhaven und Kiel und vor dem C-Team aus Bremen. Das D- Team erreichte nach dem Aufstieg Platz sieben. Das Team von Arian Ohrenberg, Aicha Bischert, Fina Pertersen und Stefan Kulig soll nicht überfordert werden und tanzt eine einfachere Choreographie in der Regionalliga. Dafür wurden die Nachwuchspaare trotz des siebten Platzes ausnahmslos gelobt, die technisch bereits guten Einzelleistungen kamen hier deutlich zur Geltung.
„Wir sind mit den C- und D-Teams total zufrieden. Beide Teams haben genau das gezeigt, was wir uns erwartet haben“, sagte Steffen Sieber, Trainer des C-Teams. Den krönenden Abschluss des Wochenendes lieferte aber das B-Team in der 2. Bundesliga, trainiert von Florian Hissnauer und Lara Schäfer. Das Team haute regelrecht einen raus und tanzte die Choreographie „Million Voices“ so auf den Punkt fehlerlos, dass das Team das hochfavorisierte B-Team vom Grün-Gold-Club Bremen mit der Wertung 1 1 1 1 2 hinter sich ließ.
„Auch durch die hervorragenden Trainingsbedingungen im Ex-Plaza an der Bremer Straße konnte sich das Team so gut vorbereiten und hier frei auftanzen. Ich bin absolut begeistert von der Leistung meiner Mannschaft“, sagte Florian Hissnauer. Franziska Becker und Olaf Steffen zogen ein ausschließlich positives Fazit. „Wir haben uns besonders gefreut, dass so viele Zuschauer gekommen sind. Es war eine absolut grandiose Stimmung und man kann sagen, es war von den Zuschauerzahlen und auch sportlichen Ergebnissen her das erfolgreichste Wochenende, das wir jemals hatten. Was für ein Comeback für den Wettkampsport nach den schweren Coronajahren. Das war für alle Teams ein Segen, dass wir hier so eine tolle Kulisse hatten.“
Das Tanzsport-Event, dass mit 30 Teams und insgesamt rund 2000 Zuschauern an zwei Tagen zugleich das größte Sportevent im Landkreis Harburg ist, war ein rauschendes Fest und absolutes Teamwork: „Alle - Helfer, Organisatoren, Trainer und Tänzer haben an einem Strang gezogen und das hier möglich gemacht. Wir sind unglaublich stolz auf unsere gesamte Tanzfamilie“, so die beiden Verantwortlichen.