Linke fordert: Stadt soll Karstadt-Immobilie kaufen

Harburg. Was wird aus Karstadt? Was immer dort passiert, es wird entscheidend sein für die Zukunft dieses zentralen Orts der Harburger Innenstadt. Schon vor der Schließung des Kaufhauses im Juni hatte die Bezirksversammlung in seltener Eintracht in einem gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen, CDU, FDP und der Linken Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen aufgefordert, Gespräche mit dem Eigentümer der Immobilie über eine mögliche Zwischennutzung aufzunehmen und auf jeden Fall einen längeren Leerstand zu verhindern.
Jetzt nach der parlamentarischen Sommerpause ist die Fraktion Die Linke mit einer konkreten Forderung vorgeprescht: Sie will, dass die Stadt das Gelände kauft und die weitere Entwicklung selbst in die Hand nimmt. „Das Grundstück des ehemaligen Karstadt Warenhauses darf nicht zum Spekulationsobjekt verkommen“, sagt Linke-Fraktionschef Jörn Lohmann. „Das wäre das Schlimmste, was hier in Harburg passieren könnte.“ Harburg brauche kein zweites Neuländer Quarree. Lohmann spielt damit auf das Projekt an der Neuländer Straße an, das seit Jahren nur in den Bilanzen miteinander verflochtener Fondsgesellschaften auftaucht und auf wundersame Weise zumindest buchhalterisch an Wert gewinnt.
Lohmann hat auch schon konkrete Vorstellungen. „Was wir hier brauchen und wofür dieses Grundstück in der Harburger Innenstadt hervorragend geeignet ist, ist ein Wohn- und Begegnungszentrum mit bezahlbarem Wohnraum und Angeboten für alle Harburger und Harburgerinnen.“ So ganz unrealistisch ist die Forderung nicht, denn im ergänzten Wohnungsbauprogramm 2024 des Bezirksamt taucht die Karstadt-Immobilie jetzt auch auf – mit einem Potenzial von bis zu 50 neuen Wohnungen.

Nach der gemeinsamen Initiative fast aller Fraktionen in der Bezirksversammlung im Frühjahr hatten die Finanzbehörde, die Stadtentwicklungsbehörde und auch die Kulturbehörde reagiert. Sie sahen durchaus Aussichten für eine gewisse Förderung zum Erhalt der Immobilie. Dafür stünden möglicherweise Mittel aus dem Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) zur Verfügung. Mit dem Programm soll der Zusammenhalt in einem Quartier gefördert werden.
Den Vorschlag der Bezirksversammlung, die Kreativgesellschaft möge das Karstadt-Haus ähnlich wie Sport-Karstadt in der Mönckebergstraße mit kulturellen Angeboten „bespielen“, sahen die drei Fachbehörden eher skeptisch. Da fehlten der Kreativgesellschaft die Kapazitäten. Die Harburger Politik hat dies kaum überrascht, denn die Kreativgesellschaft hat sich mit Aktivitäten südlich der Elbe schon immer schwer getan.
Schließlich hatten die Harburger Fraktionen im Frühjahr auch schon vorgeschlagen, die Stadt möge die Karstadt-Immobilie kaufen. Darauf sind die drei Fachbehörden in ihrer Stellungnahme aber mit keinem Wort eingegangen.