2G oder 3G - wie entscheiden sich Harburger Gastronomen und Veranstalternach der Verkündung des Hamburger Senats vom Dienstag? | Foto: ein
Harburg. 2G oder 3G? Nur Geimpfte und Genesene einlassen (2G) oder auch Getestete (3G)? Mehr Freiheit? Ein Schritt zurück in die Normalität? Die Chance für Gastronomen und Veranstalter? Oder eine Spaltung der Gesellschaft? Zwei Klassen? Impfpflicht durch die Hintertür? Was bedeutet der gestern verkündete Beschluss des Hamburger Senats zu „2G“?
Für die einen ist es nur ein folgerichtiger Schritt aufgrund der fortschreitenden Zahl geimpfter Menschen. Viele Gastronomen, Veranstalter, Theater und Kinos sehen darin die Möglichkeit, endlich wieder ein volles Haus zu bekommen. Andere fürchten, eine nicht beträchtliche Anzahl ihrer Stammgäste vor den Kopf zu stoßen.
Schon hört man davon, dass Stammgäste angekündigt haben, bei einer entsprechenden Entscheidung des Wirts oder Veranstalters der Location den Rücken zuzukehren – für immer. Und die Ankündigungen kommen aus beiden Richtungen.
Egal wie sich die Locations entscheiden: Sie wurden, so die Meinung einiger, durch die Wahlmöglichkeit, die der Senat zwischen 2G du 3G eröffnet hat, zum Sündenbock für diejenigen gemacht, die dann eventuell außen vor oder weg bleiben.
Dabei bleibt Hamburgs Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher eine Antwort schuldig: Er selbst führte aus, dass Geimpfte am Infektionsgeschehen keinen Anteil hätten. Die 7-Tage-Inzidenz unter Geimpften betrage in Hamburg 5, bei den Ungeimpften 80. Da fragen sich viele, warum, wenn die Impfung so offenkundig wirksam sei, nicht einfach die Beschränkungen fallen gelassen.
Wie sehen Harburger Gastronomen und Veranstalter die Möglichkeit zu wählen? besser-im-blick hat mit einigen gesprochen und erste Reaktionen frisch nach der Entscheidung eingefangen:
Marian Hansen (Restaurant Eisvogeln an der Wasserskianlage)
„Ich bin sofort mit dabei. Auch wenn ich nur einen Außenbereich habe: Keine Abstandsregel und auch keine Kapazitätsgrenze mehr ist für uns immens wichtig. Auch, dass man mal wieder eine Veranstaltung mit Tanzen machen kann. Wir werden das so früh wie möglich machen.“
Thomas Soltau (Landhaus Jägerhof, Hausbruch)
„Ich muss mir das erst einmal in Ruhe anschauen. Und dann werden wir mal sehen und abwarten, was da wirklich auf uns zukommt. Wir wollen an die Gesundheit aller denken, aber es muss sich am Ende auch rechnen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“
Sven Oliver Scharf (Restaurant Scharf, Binnenhafen)
„Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite finde ich es gut. Auf der anderen Seite werden nicht Geimpfte ausgegrenzt. Schwierig - ich weiß noch nicht, wie wir es machen werden. Vielleicht, wenn es auf die kalte Jahreszeit zugeht. es wird mir aber nicht gut dabei gehen."
Henry C. Brinker (Speicher am Kaufhauskanal, Binnenhafen)
„Wir haben eineinhalb Jahre auf die Impfung gewartet. Jetzt wollen wir endlich von den Resultaten profitieren. Impfen, ohne dass sich etwas ändert, wäre Verschwendung. Ein Harburger Haustechnikunternehmen ist bei uns Anfang September der Eisbrecher.“
Heimo Rademaker (Live-Musik-Club Marias Ballroom im Phoenix-Viertel)
„Das ganze Thema ist hochkomplex und viele Fragen sind noch ungeklärt. Kommen denn dann die Leute überhaupt oder gibt es einen Shitstorm? Und wie sehen die Künstler das? Wir sind die Dummen, die entscheiden müssen. Ich will niemanden ausschließen und will nicht darüber entscheiden wer reindarf und wer nicht. Da ist mir zu heftig. Vielleicht mache ich Null-G, mache nur Live-Stream und mache daraus ein Politikum und zeige in Live-Streams, wie leer es ist.“
Jörn Hansen (Kulturzentrum Rieckhof)
„Ich finde 2G astrein und wir werden das gleich umsetzen. Und zwar sowohl der Rieckhof im Saal und den Räumen und auch die Rieckhof Kneipe. Wir werden uns gleich am Samstag registrieren und dann zum „2G-Betrieb“ werden. Die ganzen Leute, die meinen, sich immer noch nicht impfen lassen zu wollen, obwohl sie es könnten, die müssen dann eben draußen bleiben.“