Tischtennis-Boss und „Ehrenspielführer“ - VfL Jesteburg trauert um Albert Wottke
Jesteburg. Wenn es in den 1960er-Jahren am Tag nach einem Tischtennis-Punktspiel mit Beteiligung einer Jesteburger Mannschaft an der Tür des dafür zuständigen Staffelleiters klingelte, dann stand dort oft Albert Wottke vor der Tür, um den Spielberichtsbogen persönlich abzugeben. Die Briefmarke sparte sich das Jesteburger Urgestein, denn für den naturverbundenen Haudegen des VfL waren ausgedehnte Fahradtouren oder lange Fußmärsche durchaus öfter an der Tagesordnung.
Bis vor einigen Monaten hielt er den Kontakt zu seiner ehemaligen Jesteburger Mannschaft, bevor der Umzug zu seinem Sohn nach Bayreuth anstand. Dort starb der Vater zweier Söhne und fünffache Großvater jetzt nach kürzerer Krankheit im Alter von 83 Jahren.
Als der aus Schlesien stammende Albert Wottke 1964 in den VfL Jesteburg eintrat, ging es für ihn nicht nur darum, Sport zu treiben, sondern gleich mit Volldampf anzupacken. Als Spartenleiter der Tischtennis-Abteilung löste er Gerhard Matthies ab. In diesem Jahr startete auch der Punktspielbetieb für die Aktiven mit drei Herrenteams, und auch Vereinsmeisterschaften fanden erstmals statt. Außer Tischtennis spielte er auch in einer Altherren-Mannschaft Fußball und brachte sich organisatorisch ein. 25 Jahre lang sorgte er als Platzwart für Ordnung, inklusive der Beköstigung der Zuschauer bei Punktspielen.
Das Spiel mit dem kleinen, weißen Ball begleitete ihn bis ins hohe Alter. Seine Fachwart-Tätigkeit dauerte mit kurzer Unterbrechung insgesamt 17 Jahre lang - bis 1981. In dieser Zeit entwickelte sich die Abteilung in vielen Richtungen zum Positiven: In der Spielzeit 1972/1973 startete erstmals eine Frauenmannschaft bei Punktspielen. Eine Saison später war er von seinem „Egestorf-Ausflug“ zurück beim VfL und konnte in der Spielzeit 1976/1977 auf 50 Aktive blicken, die in neun Teams spielten.
Auch der größte Tischtennis-Erfolg, der Aufstieg der 1. Herren in die 2. Verbandsliga im Jahr 1979, fiel in seine Amtszeit. Als Betreuer des Teams schwärmte er immer von dieser Zeitära. Mit seinem VW-Bulli, Fahrzeug der Firma EDP-Büroartikel, bei der er arbeitete, kutschierte er seine 1. Herren zu Auswärtspunktspielen nach Eschede, Lachendorf oder Wietzenbruch.
Als Aktiver der 3. Herren war er auch deren Mannschaftsführer. Auch dann noch, als er nicht mehr aktiv spielte. Für seine Verdienste für Verein und Team ernannten ihn seine Sportkameraden symbolisch zum „Ehrenspielführer“ und organisierten ihm eine besonders kreativ gestaltete Krawatte, die er immer bei Punktspielen mit Stolz trug.