Hamburg/Harburg. Burgen – sie sind ein Zeichen von Macht und von militärischer Stärke. Sie zeigen die Bedeutung des Ortes, den sie beherrschen und sind Zeugnisse ihrer Zeit. Auch in Hamburg gab es Burgen. Vielleicht nicht in der Art, wie man sie sich romantisch so vorstellt – auf einem Berg gelegen, steinerne Türme und Türmchen ragen in die Höhe, und der Prinz reitet mit wehendem Mantel den Burgweg heran um die Prinzessin zu befreien und heißt mit realem Namen Eroll Flynn.
Die Burgen Hamburgs waren schlichter, meistens Ringburgen. Wie die Hammaburg, die Keimzelle der Stadt. Oder die Neue Burg, mit der die Geschichte der Neustadt beginnt. Aber sie waren nicht minder bedeutend als ihre „großen Schwestern“ und ihr Einfluss war immens. Auch wenn heutzutage keine oder kaum sichtbare und touristisch verwertbare Ruinen mehr von ihnen erzählen.
Ihre Geschichte hat das Archäologische Museum Hamburg in Harburg nun in einer neuen Ausstellung, die noch bis zum 17. April 2022 gezeigt wird, aufbereitet. Es ist eine spannende Ausstellung, die Direktor Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Sammlungsleiter Dr. Michael Merkel und Ausgrabungsleiter Kay-Peter Suchowa zusammengestellt haben. Es sind keine „spektakulären“ Objekte, die gezeigt werden. Keine glänzenden Ritterrüstungen oder ein Haufen Schwerter. Die Konzeption ähnelt eher einer Kunstinstallation denn einer Museumsausstellung.
Denn die Geschichte der Hamburger Burgen wurde in vielen Bereichen digital und mit „Augmented Reality“ aufbereitet und in Illustrationen dargestellt. Letztere sind übrigens besonders spannend. Nicht nur, weil sie sehr gut gemacht sind, sondern weil sie vom Expterten Roland Warzecha authentisch sind. Denn wie in unserer heutigen Zeit gab es auch im Mittelalter Modeerscheinungen ihrer jeweiligen Epoche. Im ersten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts war anderes modern als in der zweiten Hälfte desselben.
Auf den Illustrationen werden aber nicht nur Leben und Mode der damaligen zeit dargestellt. Denn was auf ihnen zu sehen ist, ist, gerade was auch die Neue Burg angeht, eine getreue Darstellung dieser Festungsanlage. Sie konnte aufgrund der Grabungen des Archäologischen Museums und der daraus gewonnen Erkenntnisse bis ins kleinste Detail hinein rekonstruiert werden.
Und ihre Bedeutung für Hamburg rechtfertigt auch diesen Aufwand. Denn die Neue Burg war im 11. Jahrhundert die größte Burganlage Norddeutschlands und wurde im Auftrag des Billungerherzogs Bernhard II. ab 1021 errichtet - also vor genau 1000 Jahren. Als Nachfolgebau der Hammaburg kam ihr eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der Handelsstadt zu. Ihr mächtiger Wall schützte den Westen Hamburgs gegen feindliche Angriffe, während der Heidenwall am Speersort die Stadt nach Osten sicherte. Das Gebiet der Neuen Burg gilt heute als die Keimzelle der Hamburger Neustadt. Mit ihr begann der Aufstieg Hamburgs zur künftigen Hansestadt.
Die Ausstellung räumt mit vielen Vorurteilen zu mittelalterlichen Burgen auf, beleuchtet die damalige politische Lage und stellt die Hauptakteure vor. Wer waren die Erbauer der Burgen? Wer hatte die Macht und lenkte die Geschicke der Hansestadt in dieser Zeit?
Auch aus dem Hamburger Süden sind drei Burgen mit ihrer Geschichte vertreten. Natürlich ist darunter die Horeburg, die Keimzelle Harburgs. Aber ebenso die Rönneburg (Mehr dazu: Politik zeigt Initiative zum Erhalt der Rönneburg – Museum will Grabungen) und die Burg Falkenberg in Neugraben-Fischbek.
Im Rahmen der Ausstellung wird ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm für alle Altersgruppen angeboten: Bei Workshops und Aktionstagen können die Besucher mittelalterliche Handwerkskunst bei Live-Vorführungen entdecken oder sich von einem Comiczeichner in mittelalterlichen Gewändern porträtieren lassen. Bei Vorträgen, Führungen zu den Fundorten der Hammaburg und der Neuen Burg, aber auch einem extra für die Ausstellung zusammengestellten Kinoprogramm kommen nicht nur Mittelalterfans auf ihre Kosten.
Der Museumsshop wartet mit ganz besonderen Kostbarkeiten auf: Passend zur neuen Ausstellung „Burgen in Hamburg – Eine Spurensuche“ finden sich hier handgefertigte Unikate aus dem historischen Holz der Neuen Burg, das bei den Ausgrabungen geborgen werden konnte. Jedes Produkt der „Edition 1000 Jahre Neue Burg Hamburg“ ist ein Einzelstück: Füllfederhalter, Kugelschreiber, Bleistifte, Laguiole-Taschenmesser und Santoku-Küchenmesser – jedes handgefertigt aus dem 1000 Jahre alten Eichenholz der Neuen Burg. Ein besonderes Stück Hamburger Geschichte, das streng limitiert und nur im Archäologischen Museum Hamburg erhältlich ist.
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