Pleite für Verwaltung: Keine Ausschussempfehlung in Sachen „Bürgerhaus“
Harburg. Eigentlich hätte es nach dem Plan der Verwaltung auf der gestrigen gemeinsamen Sitzung von Kulturausschuss und Regionalausschuss Harburg eine Empfehlung an die Bezirksversammlung über einen Träger für das „Bürgerhaus Harburg“ geben sollen. Dazu kam es aber nicht.
Zunächst stellte Mathias Eichhorn vom Fachamt Sozialraummanagement den bisherigen Findungsprozess der Jury dar. Dabei erklärte er, dass fünf Bewerber ein „gutes Bewerberfeld“ für ein Bürgerhaus seien. Was er nicht sagte: Das Bezirksamt hatte im Vorwege rund 300 mögliche Bewerber mit den Unterlagen angeschrieben. Einige davon wurden sogar aus dem Bezirksamt angerufen mit der Bitte, sich zu bewerben. Gut drei Monate lief die Bewerbungsfrist. Zusammengekommen waren am Schluss diese fünf: Stiftung Kulturpalast (die gleich zu Beginn angerufen worden war), Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg, die Kulturgenossenschaft Dreifalt, die Elbe Werkstätten und das I-Netzwerk.
Die Entscheidung der Jury war nach Bericht Eichhorns vor der mündlichen Vorstellung der Bewerber ein knappes Rennen zwischen Kulturpalast und Bürgerhaus Wilhelmsburg. In einer Entscheidung der Jury, deren Ergebnis und sogar deren Existenz von der CDU bestritten wird, setzte sich nach bekunden Eichhorns der Kulturpalast mit 12 von 14 Stimmen durch.
Verwaltung wollte abstimmen lassen ohne überhaupt zu informieren
In der anschließenden Beratung der beiden Ausschüsse kam die Frage auf, ob überhaupt alle Mitglieder, die gleich eine Entscheidung treffen sollten, über die vorliegenden Konzepte informiert worden waren. Eine entsprechende Frage des Autors dieses Artikels (Bürger dürfen bei Zustimmung der Ausschussmitglieder Fragen stellen), die zunächst von den Mitgliedern zugelassen wurde, wurde von Mathias Eichhorn mit dem Argument hintergangen, hier sei die Presse am Werk und nicht ein Bürger.
Trotzdem: Dass nicht alle informiert waren, war in der Welt. Und es wurde immer offenkundiger, dass die Verwaltung nicht allen Mitgliedern der Ausschüsse die fünf Konzepte offengelegt hatte – nichtsdestotrotz aber darüber abstimmen lassen wollte.
Und es zeigte sich, dass CDU und Linke noch Beratungsbedarf hatten und gegen eine Abstimmung zum jetzigen Zeitpunkt waren. Letzterem schloss sich auch die FDP an. Interessant: Obwohl es doch eine Verschwiegenheitspflicht der Jurymitglieder auch ihren Fraktionen gegenüber gab, fühlten sich SPD und Grüne nach eigenem Bekunden ausreichend informiert.
Schlussendlich gibt es keine Empfehlung der beiden Ausschüsse an die Bezirksversammlung. Nun soll die Bezirksversammlung im April trotzdem über einen neuen Träger entscheiden. Insbesondere die beiden Grünen Bezirksabgeordneten Heinke Ehlers (Kulturausschuss) und Peter Schulze (Regionalausschuss Harburg) drückten dafür aufs Tempo.
Meine Meinung: Das Harburger Bezirksamt: Verkommen, verdorben und undemokratisch
Kommentar. Das Handeln von Mathias Eichhorn auf der gestrigen Sitzung hat offenkundig gemacht:
- Maßgebliche Akteure im Bezirksamt halten nichts von Transparenz, die für eine fundierte, demokratische Entscheidung der Politikerinnen und Politiker nötig wäre. Im Gegenteil: Sie verheimlichen, wo es nur geht.
- Diese Haltung verdeutlicht auch: Maßgebliche Akteure im Bezirksamt haben eine verächtliche Haltung gegenüber den gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertretern, dadurch gegenüber deren Wählerinnen und Wählern und damit der bezirklichen Demokratie insgesamt.
- Maßgebliche Akteure im Bezirksamt verweigern mit fadenscheinigen Begründungen die Beantwortung von Fragen der Bürgerinnen und Bürger, um ihre Vorstellungen undemokratisch und möglichst intransparent durchzusetzen.
Alles in allem offenbart sich: Das Bezirksamt ist in einem bedauerlich verwahrlosten Zustand. Maßgebliche Akteure können anscheinend nach Gutdünken handeln, ohne Maßstäbe von Demokratie und Transparenz zu beachten und ohne, dass ihnen Schranken aufgezeigt werden. Das ist verkommen und verdorben. Und genauso verkommen und verdorben, das hat sich gestern (wieder einmal) gezeigt, ist das ganze Interessenbekundungsverfahren – von Beginn an.
Das Bezirksamt und die dort handelnden (oder auch nicht-handelnden) Akteure haben mit ihrem hinterhältigen Ränkespiel eine Harburger Institution zerstört und der Kultur in Harburg einen schweren Schaden zugefügt.
Die Grünen waren von Beginn an fleißig mit dabei, um an die Stelle des sozialdemokratischen Projekts Rieckhof grünes Ringelpiez mit Anfassen zu installieren. Was, dass sei angemerkt, keine Kritik an der Arbeit des Kulturpalastes ist, sondern am "Kulturverständnis" der Grünen. Auch sie haben ihren Anteil an der Destruktion der Kultur in Harburg.
Und die SPD? Ihre Rolle in diesem ganzen Schmierentheater ist die erbärmlichste. Sie hat der Zerstörung der von ihr geschaffenen Kulturinstitution tatenlos zugesehen. Sie hat all dies zugelassen, sich von Verwaltung und Grünen vorführen lassen, obwohl sie es frühzeitig hätte beenden können. Sie ist heute nur noch eine traurige Karikatur jener Partei, die einst ein Haus mit Ausstrahlung über den Bezirk hinaus geschaffen hatte.
Verwandte Artikel
Nanu - was ist das denn? Harburger Straßenschilder witzig verziert
Neue Location für Fans des gepflegten Horrors: Aus antikyno wird Miskatonic Theater
Gedenken an Mentor "Toro" Ejupi zum ersten Todestag
SuedLese startet: Großes Programm - Gregor Gysi kommt zum Auftakt
Neuste Artikel
Inserate
-
Inserat
30 Jahre Soft Hair – die Profis für stylische Frisuren
Seit 30 Jahren ist Soft Hair in der Harburger Seevepassage die Adresse, wenn es um stylische Frisuren für Damen und Herren geht. Und dieses Jubiläu... -
Inserat
Erfolgreicher Dritter Onboarding-Tag der WELLERGRUPPE
Am ersten Märzwochenende fand der dritte kulturelle Onboarding Tag der WELLERGRUPPE in Berlin statt. Zum Start bei ihrem neuen Arbeitgeber wurden ü... -
Inserat
Im Einsatz für den Hausnotrufdienst: "Ich erfahre täglich so viel Dankbarkeit"
Die meisten Senioren möchten möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Mit Hilfe von Angehörigen, einem Pflegedienst und einem Hau... -
Inserat
Mobil trotz Behinderung: Barrierefrei Auto fahren
Mobil bleiben mit dem eigenen Auto – das ist gerade bei einem Handicap, bei Einstiegsschwierigkeiten, Mobilität, Fahrhilfen, Nutzung eines Rollat... -
Inserat
Auf Zeitreise ins Mittelalter – mit Rittern und Gauklern, Feen und Elfen
Alljährlich wird an Pfingsten am Heimathaus in Rotenburg am Rad der Zeit gedreht. Die Fogelvreien kommen und laden zur Zeitreise ins Mittelalter mi... -
Inserat
Freundeskreis Harburger Theater sucht motivierte Unterstützer!
Der Freundeskreis Harburger Theater e.V. hat sich im November 1996 gegründet, um das damals geschlossene Harburger Theater mit neuem Leben zu erwec... -
Inserat
DRK-Shop „Schwester Henny“: Schönes und Mode von Mensch zu Mensch
Inserat Im Second-Hand-Shop "Schwester Henny" des DRK Harburg im Harburger Ring 8-10 werden besondere Kleidung und Wohnaccessoires angeboten. Die W... -
Inserat
Kita „elbzwerge“ im Harburger Binnenhafen hat noch Plätze frei – wo KLEIN ganz großgeschrieben wird
Buntes Treiben herrscht in der elbzwerge Kita „Villa Lengemann“ in der Blohmstraße 22, wenn die Kinder dort die Räume erobern. Das ist auch nicht v... -
Inserat
Integration und Völkerverständigung: Neue Begegnungsstätte für alle in Harburg
Kommunikation ist das A und O der Integration und Grundlage dafür, leichter eine Arbeit zu finden. Das weiß Dorothee Adam, Geschäftsführerin des Ve... -
Inserat
Elbe Catering sucht Service-Kräfte: Jetzt bewerben (m/w/d)
Es steht eine große Familienfeier wie Taufe, Konfirmation, runder Geburtstag oder Hochzeit bei Ihnen an? Oder ein großes Firmenevent wie eine Tagun... -
Inserat
Spargelzeit: Jens Boldin hat auf dem Markt den richtigen Schinken zum königlichen Gemüse
Die Spargelzeit beginnt und aus der Region schmeckt er am besten. Genau wie der andere Star bei einem guten Spargelessen: Der Schinken. Diesen Star... -
Inserat
Die Sonne und Gastfreundschaft Kretas in Harburg genießen
Kreta: Die griechische Insel ist ein Urlaubsparadies. Und das nicht nur wegen der vielen Sonnentage und schönen Strände, sondern auch wegen der vie... -
Inserat
Mit hvv hop einfach und bequem in Harburg unterwegs
Mittlerweile ist es kein Geheimtipp mehr: hvv hop, das Angebot des hvv in Harburg. Viele kennen schon die Shuttle-Fahrzeuge, die auf 43 Quadratkilo... -
Inserat
Jobmesse Süderelbe: Die Messe für alle
Eine gute Nachricht nicht nur für Unternehmen: Die Jobmesse Süderelbe steht wieder in den Startlöchern. Am 3. Mai 2024 findet sie von 10 bis 16 Uhr... -
Inserat
Mittelalter und Beltane auf Burg Bodenteich
Wo gelingt es besser, das Ende des Winters und das Nahen des Monats Mai zu feiern, als auf der Burg in Bad Bodenteich, wenn auf Burg Bodenteich zur... -
Inserat
Im Gespräch mit Kerstin Jörn, Akademieleiterin der quatraCare Gesundheitsakademie gGmbH
Kerstin Jörn ist seit vier Monaten als Akademieleiterin für die quatraCare am Campus Harburg tätig und hat tolle Ideen für die weitere Gestaltung d... -
Inserat
Premiere: Theaterkurs des Heisenberg-Gymnasium Hamburg auf der Bühne im Harburger Theater!
Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses aus dem Jahrgang 11 des Heisenberg-Gymnasium spielen am 02. Mai 2024 und am 03. Mai 2024 jeweils um 19:3... -
Inserat
Mobil in der Natur oder im eigenen Garten: Sauna und Wohnwagen aus Zirbenholz
Mobil mit Naturholzhütten – das verspricht Gerhard Naujoks von Trendbau aus Harsefeld. Und das Versprechen hält er mit seinen Tannhäuschen-Wohnwag...